Jablonné v Podještědí
(Deutsch Gabel)

Jablonné ist eine der historisch ältesten Städte Nordböhmens und war stets das Verwaltungszentrum einer Herrschaft, in dem sich Handel und Gewerbe konzentrierten. Sie entstand um 1240 an der Stelle der Gabelung einer alten Handelsstrasse aus Böhmen in die Lausitz. Zum ersten Male wird sie im Jahre 1249 erwähnt, als sie im Besitz des Havel, Sohn des Markwart war. Bald danach entstand hier im Zuge der Kolonisation des nordböhmischen Grenzlandes ein Dominikanerkloster (zuerst im Jahre 1252 erwähnt), das von Zdislava, der Gemahlin Havels, gegründet worden ist. Die Stadt wurde sehr frühzeitig mit Mauern mit zwei Toren umgeben, im 13. Jahrhundert war hier auch eine Münze. Karl IV., der Jablonné im Jahre 1369 besuchte, unterstrich die Bedeutung der Stadt dadurch, dass er die hiesige Strasse zum ausschliesslichen Verbindungsweg zwischen der Lausitz und Böhmen bestimmte und zu ihrem Schutze einige Burgen aufbauen liess. Am Ende des 14. Jahrhunderts erwarben die Stadt die Berkas von Dubá (Birken von Dauba), die sie im Jahre 1418 den Wartenbergern käuflich überliessen. In der Zeit der Hussitenkriege war der Besitzer der Stadt zuerst ein Parteigänger des Kaisers Siegmund; deswegen besetzten im Jahre 1425 die Hussitenhaufen des Hynek Boček von Kunštát die Stadt und verbrannten das Kloster und die Kirche. Als dann im Jahre 1428 der hiesige Wartenberger zu den Hussiten überging, wurde die Stadt von weiteren Drangsalen erlöst. Allerdings wurde die Stadt noch im Jahre 1468 vom Zittauer Aufgebot belagert. Danach kam die Stadt wieder an die Berken zurück, die sie bis zum Jahre 1706 besassen.

In dieser Zeit kam es zu einer Beruhigung der Verhältnisse und zu einem Aufschwung der Stadt; im 16. Jahrhundert wurde die St. Wolfgang - Kapelle umgebaut, eine Schule errichtet und am Stadtrande wurde das Schloss Nový Falkenburk (Neufalkenburg) im Renaissance -Stile erbaut. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Kloster neu aufgebaut und im Jahre 1699 wurde der Bau der St. Laurentius -Kirche eingeleitet. Das war aber schon nach der Rekatholizisierung nach der Schlacht am Weissen Berge: bereits im Jahre 1623 musste der lutheranische Pfarrer die Kirche den Katholiken zurückgeben und im Jahre 1628 mussten die Einwohner unter der Androhung von Gefangenschaft zum Katholizismus übertreten. Der dreissigjährige Krieg beraubte die Stadt um ihre Kulturdenkmäler, von denen viele nach Schweden gebracht worden sind. In den Jahren 1680 und 1775 gab es auf der hiesigen Herrschaft Bauernaufstände. Von den späteren Besitzern haben sich in der Geschichte der Stadt die Pachta von Rájov ausgezeichnet, unter denen der Bau des Domes beendigt wurde und die sich hier auch ein kleines Rokoko -Schlösschen bauten. Im Zuge der Josefinischen Reformen wurde 1788 das Dominikanerkloster aufgehoben. Im Mai desselben Jahres wurde die Stadt von einer Feuersbrunst betroffen, der 196 Häuser und beide Kirchen zum Opfer fielen. Vom Feuer verschont blieben nur 10 Häuser und die Vorstadt. Die damalige Bedeutung der Stadt unterstrich auch die Gründung einer Poststation, die zuerst im Rájover Schlösschen eröffnet wurde; seit 1737 bestand hier eine Station der berittenen Post und seit 1761 ein Postamt.

Jablonné ist eine der wenigen Gemeinden und die einzige Stadt Böhmens, in der sich - wenn auch nur sehr kurz - Napoleon Bonaparte aufhielt. Er erwartete hier im August 1813 den Einmarsch seiner Gegner aus Böhmen nach Sachsen und hatte deswegen in der Lausitz seine Armee konzentriert, von der am 19. August etwa 30 000 französische und polnische Soldaten nach Böhmen einmarschierten. Am Abend desselben Tages folgte ihnen auch Napoleon persönlich mit seiner Befehlshabersuite. In Petrovice (Petersdorf) am Zollamt studierte er die Karten, in Kněžice (Herrndorf) stärkte er sich im Gasthause und quartierte sich im damaligen Postamt, dem Pachta -Schlösschen ein. Hier empfing er die Vertreter der Stadt und den Pfarrer und hörte sich einen Kundschafter an, der ihm allerdings ungünstige Nachrichten über den Zusammenschluss der Österreicher, Russen und Preussen und über ihren Vormarsch nach Dresden überbrachte. Danach kehrte er mit seinem Gefolge nach Zittau zurück. Seine vorgeschobenen Einheiten blieben noch einige Zeit in der hiesigen Gegend, zogen sich aber ohne grössere Gefechte zurück.
Im ersten Weltkriege wurde am Nordrande der Stadt ein Gefangenenlager aus Holzhäusern aufgebaut, in dem seit November 1914 bis zu 12 000 Kriegsgefangene, überwiegend russische Soldaten, untergebracht waren. Beim Dorfe Lada (Laaden) wurde für sie der sog. russische Friedhof eingerichtet. Nach dem 28. Oktober 1918 wurde das Lager aufgelassen. Ende Mai 1919 waren hier noch 4700 Angehörige der galizischen ukrainischen Brigade interniert, die während des polnisch -ukrainischen Krieges auf tschechoslowakisches Gebiet abgedrängt und dort entwaffnet worden sind. Erst im Herbst 1921 wurde die Brigade aufgelöst und ihre letzten Reste nach Josefov überführt.

Von den mittelalterlichen Befestigungen haben sich nur sehr spärliche Reste erhalten können, die zum grössen Teile in neuere Gebäude einbezogen waren. Die zwei Stadttore wurden 1838 abgetragen. Heute ist das älteste erhaltene Bauwerk die Kapelle St. Wolfgang, deren Kern gotisch ist und die im 16. Jahrhundert im Renaissancestil umgebaut wurde; heute dient sie als Leichenhalle. An ihrer Stirnwand befindet sich ein steinernes Portal mit dem Wappen der Pachtas von Rájov aus dem Jahre 1770. An Stelle des alten gotischen Kirchleins zur Geburt Jungfrau Marias, das in den Hussitenkriegen und im Jahre 1468 beim Beschuss der Stadt von den Zittauern beschädigt wurde, wurde um 1770 eine neue Pfarrkirche erbaut, die allerdings schon 1788 vollständig ausbrannte. Auf dem Brandplatz wurde 1864 eine Brauerei gebaut, die später zur Schule umgebaut wurde. Von der ehemaligen Kirche hat sich bis heute nur die spätbarocke Stirnwand mit dem zugemauerten Portal erhalten können; der prismatische Turm wurde erst im 19. Jahrhundert angebaut. Von der im Herbst 2002 zugänglich gemachten Galerie im Turm bietet sich eine schöne Aussicht auf die Stadt und Umgebung. In der Nähe ist eine in die Überreste der Stadtmauer einbezogene Barockkapelle aus dem 18. Jahrhundert. Das ehemalige Dominikanerkloster wird zum ersten Male im Jahre 1252 schriftlich erwähnt. Das ursprüngliche Gebäud ewurde 1425 von den Hussiten vernichtet, das heutige vierflügelige einstöckige Gebäude wurde in den Jahren 1683-1697 erbaut. Das von aussen schlichte, an den Dom angelehnte Gebäude ist über dem Eingange mit einem aus dem Jahre 1722 stammenden plastischen Wappen geschmückt, innen ist um den quadratischen Hof ein Umgang mit einem Kreuzgewölbe aus dem Jahre 1684. Die Dominikaner verliessen das Kloster nach seiner Auflösung durch Kaiser Josef II. im Jahre 1788.

Auch die ursprüngliche Klosterkirche, nach 1788 auch Pfarrkirche St. Laurentius steht an der Stelle älterer Heiligtümer. Die gotische Kirche, die zugleich mit dem Kloster von der hl. Zdislava von Lämberg um 1252 gegründet worden ist, wurde nach ihrer Niederbrennung von den Hussiten im Jahre 1425 durch eine provisorische Holzkirche ersetzt. Der Bau des heutigen Domes wurde im Jahre 1699 vom damaligen Besitzer der Herrschaft František Antonín Berka von Dubá eingeleitet. Das Projekt stammte vom Architekten Johann Lucas Hildebrandt aus Wien, den Bau leitete der italienische Baumeister P. Bianco und nach 1706 D. Perini, der allerdings beim Bau der oberen Teile und der Kuppel den ursprünglichen Plan abänderte. F. A. Berka erlebte die Beendigung des Baues nicht mehr, da er 1706 starb. Seine Schwester und Erbin bemühte sich 1713 um die Beendigung des Baues, es gelang ihr aber nicht und sie starb am 1. 1. 1714 in geistiger Umnachtung. Die späteren Eigentümer (seit 1718 die Pachtas von Rájov) setzten den Bau mit weniger Eifer fort, sodass der Dom erst im Jahre 1729 eingeweiht werden konnte. Beim Bau des weiträumigen Kirchengebäudes musste die mittelalterliche Stadtmauer überschritten werden und der Baugrund durch Aufschüttung auf dem Abhange gegen den Panenský potok (Jungfernbach) vergrössert wedren. Tief in den Untergrund eingesenkte Pfeiler sichern die Grundmauern, die Aufschüttung und die Erdarbeiten wurden zur Vergrösserung der Gruft und zum Bau von drei Katakomben - Stockwerken, die bis 39 m unter das Niveau der Kirche reichen, ausgenutzt. Der Stadtbrand im Jahre 1788 beschädigte die Inneneinrichtung der Kirche stark, in den folgenden Jahren wurde die Kirche dann vollständig neu hergestellt. Den Innenraum der Kirche bildet ein System von ineinander verschränkten Ellipsen, über denen sich die monumentale Kuppel, deren grünes Dach schon von weitem sichtbar ist, zum Himmel erhebt. In den Vorplatz wendet sich die Kirche mit einer reich verzierten Fassade und zwei prismatischen, aller dings nicht fertiggestellten Türmen und einer grossen Reihe von J. F. Bienert im Jahre 1711 geschaffenen Statuen; unter ihnen dominieren der hl. Laurentius und die hl. Zdislava. Weitere Statuen befinden sich in Nischen und auf der Attika. Von der reichhaltigen Innenausstattung sind besonders bemerkenswert eine auf dem Altar der ersten Seitenkapelle stehende spätgotische Madonnastatue, eine Holzschnitzerarbeit aus der Zeit vor 1510, die aus der alten Pfarrkirche übernommen worden ist. Auf demselben Altar sind in einem verglasten und innen vergoldeten Schrein die Reliquien (der Schädel) der hl. Zdislava, deren Grab sich in der Gruft unter diesem Altare befindet. Die Einfriedung der Öffnung der Gruft bildet ein barockes geschmiedetes Gitter aus dem Jahre 1732. In der Gruft sind auch 24 auf Kupferblech im Jahre 1660 gemalte Bilder mit Szenen aus der Legende vom Leben der hl. Zdislava ausgestellt. Über dem Eingange in die Sakristei befindet sich eine künstlerisch wertvolle Büste F. A. Berkas, eine venetianische Arbeit aus der Zeit um 1700, ihr gegenüber ist die Büste seiner Schwester Rosalia Kinsky von J. F. Bienert aus um 1711. An der rechten Seite des Domes befinden sich der barocke Altar des hl. Kreuzes und der Rosenkranzaltar aus dem Jahre 1732. In der Gruft wurden seit dem 18. Jahrhundert die Dominikanerbrüder begraben, es befinden sich hier auch die Gräber der Berkas und der Pachtas und es wurden hier auch die Körper dreier beim Bau des Domes verunglückter Arbeiter beigesetzt. Vor der Kirche steht eine Statue des hl. Vinzenz aus dem Jahre 1770 und die vom Damm des Mühlteiches hierher übergetragenen barocken Statuen des hl. Johann Nepomuk und der hl. Zdislava (mit dem Berka - Wappen auf den Sockeln) aus der Zeit vor 1708.

Das Jagdschlösschen (Konskriptionsnummer 335) liess Joachim Pachta von Rájov im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts bauen. Es ist ein barockes Gebäude mit einem Dreieckgiebel und Balkon. Seit 1737 war hier die Station der berittenen Post und später das Postamt. Die Gedenktafel erinnert an den kurzen Aufenthalt Napoleons am 19. August 1813. An der Ecke des Schlösschens befindet sich eine tordierte frühbarocke Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahre 1682. An der Strasse nach Lvová am Tor des Meierhofes steht ein zweites Schlösschen, ein spätbarocker einstöckiger Bau aus der Zeit nach 1788 mit einem klassizisten Giebel, der im 20. Jahrhundert modernisiert wurde. Es wird manchmal nach dem späteren Besitzer Baron Palme genannt. Den Friedensplatz beherrscht die barocke Pestsäule aus dem Jahre 1686, eine Statuengruppe mit Christus und 13 Heiligen. An der Westseite des Stadtplatzes steht das klassiziste einstöckige Haus Nr. 161 aus der Zeit um 1800 mit Pilastern und einem mit Guirlanden geschmückten Portal. In der Lidice -Gasse steht eine barocke Madonna - Statue (Assumpta) aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Am Westrand der Stadt befindet sich eine ausgedehnte Parkanlage, in deren Mitte das Schloss Nový Falkenburk (Neu Falkenburg) steht. An der Stelle einer alten, im 15. Jahrhundert eingegangenen Veste und eines späteren Meierhofes liess es Jindřich Berka von Dauba in den Jahren 1562 bis 1572 erbauen. Nach einigen anderen Besitzern kaufte 1718 Johann Pachta von Rájov das Schloss mitsamt der Herrschaft; seine Erben, besonders Joachim Pachta, bauten das ursprünglich im Renaissance -Stil erbaute Schloss im Jahre 1759 auf frühbarocke Art mit vielen Rokokoelementen um. Der Baumeister F. Höger errichtete ein zweistöckiges rechteckiges Gebäude mit zwei niedrigen Seitentürmen auf polygonalem Grundriss mit Glockendächern. Die Fassade wird über dem Eingange durch einen mit typischen Rokokovasen geschmückten dreieckigen Giebel abgeschlossen; über das Mansardendach ragt ein kleines Türmchen heraus. Unter den späteren Besitzern verfiel das Schloss und wurde sogar eine Zeitlang als Schüttboden verwendet, wodurch die Fresko -und Stuckausschmückung der Säle entwertet wurde. 1901 kaufte der Fabrikbesitzer Moritz Liebig aus Liberec (Reichenberg) das Schloss, liess es in der gegenwärtigen pseudobarocken Form instandsetzen und die Innenräume teilweise, leider nicht immer feinfühlig, restaurieren. Die Säle wurden vom Gabler Bildhauer und Stuccateur Johann Dukat mit nicht dem Rokoko entsprechendem Stuck ausgestattet. Im ebenerdigen Speisesaal ist eine Deckenmalerei mit der Göttin Flora, im Spiegelsaale des ersten Stockes eine grosse Freskomalerei mit der Aurora und den vier Jahreszeiten erhalten geblieben. Im ausgedehnten barocken Park um das Schloss befindet sich eine Orangerie (um 1760) und ein an sie anschliessender geschmückter Schüttboden. Seit 1960 war im Schlosse eine Fachschule, zur Zeit dient es als Kinderheim.

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Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.