Lembersko
(Lämberg und Umgebung)

Im Jahre 1996 wurde vom Kulturministerium der ČR die Landschaftliche Denkmalszone Lembersko ausgerufen, die den ehemaligen Lämberger Schlosspark und die anliegende Umgebung zwischen den Ortschaften Židovice (Jüdendorf), Kunová (Kunewalde), Janovice v Podještědí (Johnsdorf), Markvartice (Markersdorf) und Kněžičky (Kleinhirndorf) nordöstlich von Jablonné v Podještědí (Deutsch-Gabel) einschliesst. Der natürliche Mittelpunkt dieses Gebietes ist das auf der steilen, sich über das Tal des Panenský potok (Jungfernbach) erhebenden Anhöhe Krutina (Krutinaberg, 352 m) erhebende Schloss Lemberk (Lämberg).
Auf dem angrenzenden Gelände befinden sich einige interessante Häuser der Siedlung Lemberk (das heutige Lvová), deren Schicksal eng mit dem des Schlosses verbunden war. Am Hang oberhalb der Zufahrtsstraße zum Schloss befinden sich ein kleines Haus des ehemaligen Gefängnisses aus dem Jahr 1735 und ein großer barocker Getreidespeicher aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In unmittelbarer Nähe des Schlosses befindet sich die ehemalige Schule aus dem Jahr 1796, die bis 1938 ihren Dienst tat. Da das Gebäude an einem Hang steht, ist seine Hauptfassade ebenerdig. Auf der anderen Seite ist es zweistöckig und hat einen hölzernen Außengang. Im Mansardendach befinden sich mehrere kleine Gauben. Hinter der Schule, an der Straße nach Markvartice, stehen zwei schöne Fachwerkhäuser mit Fachwerkgiebeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Daneben gibt es ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit einem Dachgeschoss und einer länglichen Giebelgaube aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Darin befand sich früher eine Schmiede. Das letzte Gebäude in der Straße ist ein etwa gleichaltriges Haus mit einem Fachwerkboden und einem Mansardendach. Gegenüber befindet sich eine ehemalige Gaststätte aus der Zeit vor der Mitte des 19. Jahrhunderts, zu der auch eine gemauerte Scheune mit Steinverkleidung gehört, die früher als Stall genutzt wurde.

Am Ende der Ansiedlung steht das frühbarocke Breda´sche Lustschlösschen, das nach 1674 unter Christoph Rudolph von Breda erbaut wurde. Die Familie Clam-Gallas nutzte es später nur gelegentlich und seit dem Anfange des 20. Jahrhunderts sass hier die Forstverwaltung mit der Gärtnerei. Nach dem 2. Weltkrieg kam das Lustschloss in private Hände und wurde dann 1989 zum Gebrauch des Schlosses Lemberk zurückgekauft. Am Anfang der 90er Jahre veranstaltete hier die Stiftung Lemberg internationale Bildhauer-Symposien und in den Jahren 1999–2009 war im Lustschlösschen eine der Natur und der Besiedlungsgeschichte des Lausitzer Gebirges gewidmete Ausstellung untergebracht.

An das Lustschlösschen lehnt sich ein grosser, mit einer steinernen Mauer und einem barockem, mit dem Wappen der von Breda geschmückte Tor umgebener Garten. Einen grossen Teil des Gartens nimmt eine begraste Terrasse mit drei beschädigten Springbrunnen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Der mittlere Brunnen ist mit der Plastik einer Nymphe mit einer Säule, auf deren Kopf früher ein heraldischer Adler sass, geschmückt, und auf der weiter westlich liegenden Fontane steht die barocke Statue eines Jungen mit einem Fisch. Am Südrande der Terrasse entlang stehen Torsi mythologischer Statuen der Göttinen Diana, Juno, des Gottes Jupiter und der sieben Musen, die der Tradition nach Matthias Bernard Braun zugeschrieben werden, was aber höchstwahrscheinlich nicht der Wahrheit entspricht. Gegenüber dem Lustschloss steht eine steinerne Säule, deren Kapitell eine gusseiserne Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk aus dem frühen 19. Jahrhundert zierte. Diese wurde jedoch vor einigen Jahren gestohlen.
Unweit hinter dem Lustschloss steht an der rechten Seite des Weges nach Markvartice ein Wasserleitungsturm aus dem Jahre 1734, der zur Versorgung des Schlosses und des Lustschlosses mit Wasser diente, das aus einem Reservoir unter dem Damm des Brauereiteiches heraufgepumpt wurde; das überschüssige Wasser floss in den unter dem Garten des Lustschlosses liegenden kleinen Teich. Hinter dem Turm liegt ein alter Obstgarten, an dessen Rande vorbei ein Weg durch eine etwa 350 m lange unter Naturschutz stehende Lindenallee bis zum Südwestende der Anhöhe zum früheren kleinen Friedhof mit der verwahrlosten alten Zdislava-Kapelle führt.

Am Nordwestfusse der Anhöhe am Jungfernbach entlang führt ein Weg von Jablonné v Podještědí (Deutsch-Gabel) und Markvartice (Markersdorf) nach Lvová (Lämberg). Etwa 200 m von der Wegabzweigung unter der Zdislava-Kapelle ist an ihm die hergerichtete Quelle Zdislavina studánka (Zdislavabrunnen), die früher im Volksmunde "Distelborn" genannt wurde. Über ihr steht ein Empiregloriett aus dem Jahre 1862 mit acht toskanischen Säulen, hinter hm ist eine in den Felsen gehauene Nische mit einer Statue. Vor dem Altan führen Stufen zur hergerichteten Quelle, der von alters her heilkräftige Wirkungen zugeschrieben werden. Der Volkssage nach soll das Wasser dieser Quelle auch die hl. Zdislava zur Behandlung der Kranken verwendet haben. Etwa 200 m hinter dem Brunnen ist unter Bäumen ein "Černá tůň" (der Schwarze Tump) genannter Tümpel versteckt, in den ein alter, bei der Herrichtung der Teiche im 18. Jahrhundert in den Sandsteinfelsen gehauener Umleitungsgraben mündet. Dieser etwa 40 m lange und 3 m breite Tunnell ist heute zum Teil vom Wasser überflutet und sein vergitterter nördlicher Eingang ist zum grossen Teil mit Sand zugeschüttet.

Weiter gegen den Strom des Panenský potok (Jungfernbach) liegt der Pivovarský rybník (Brauereiteich), unter dessen Damm das kleine steinerne Häuschen des ehemaligen Wasserreservoirs steht, aus dem das vom Schloss benötigte Wasser gepumpt wurde. Am Südostufer des Teiches stand früher die Bierbrauerei, die wahrscheinlich am Ende des 17. Jahrhunderts gegründet wurde. Zum Bräuhause gehörten auch ausgedehnte Keller, in denen auch der überwiegende Teil der Produktionsräumlichkeiten einschliesslich des Sudhauses untergebracht waren. Die in das Sandsteinmassiv ausgehauenen Räumlichkeiten bestanden aus fünf grossen, 9 bis 30 m langen Sälen, die 4 bis 7 m breit und meistens 2 bis 5 m hoch waren. In der Wand eines der Säle war die Jahreszahl 1694 eingehauen. Der Betrieb der Brauerei wurde um 1910 eingestellt, vor dem 1. Weltkrieg wurde in ihr eine Samtschneiderei eingerichtet; später wurde sie nur noch als Schüttboden verwendet. Nach dem 2. Weltkrieg verfielen die Räumlichkeiten und am Ende der 50. Jahre entschied man über ihren Abbruch. Heute ist nur noch die ehemalige Brauereigaststätte mit einer verglasten Veranda im ersten Stock und einem niedrigen verzierten Giebel erhalten, welche als Ferienhaus genutzt wird. Die nicht mehr zugänglichen Brauereikeller wurden zum Teil verschüttet und im Juli 2005 stürzte ein Teil ihrer Decke ein. Die vergitterten Eingänge im Felsen führen in einen weiteren kleineren Keller.

Der Weg entlang des Brauereiteiches führt durch eine unter Naturschutz stehende Lindenalle bis zum ehemaligen Meierhof am Nordfusse des Schlossfelsens. Philipp Josef Gallas ließ das Meierhof 1737-1739 an der Stelle eines älteren Gesindehofs errichten. Nach dem Abriss der baufälligen Gebäude in den 1990er Jahren sind nur noch kleine Mauerreste erhalten.
An der nordöstlichen Seite des Hofes befindet sich der Dvorní rybník (Hofteich) mit einer kleinen Insel, an dessen Böschung eine Zufahrtsstraße von der Hauptstraße aus Lvová (Lämberg) zum stillgelegten Hof führt, flankiert von einer weiteren unter Naturschutz stehenden Lindenallee. Hinter dem Hof steigt die Straße den bewaldeten Hang des Burghügels in Richtung Süden hinauf und passiert das Mundloch eines 33 m langen Eisenerzstollens direkt unterhalb der Burg. Der Stollen verfolgt einen Basaltgang, der eine saigere Störung im Sandstein ausfüllt, und weil sich in ihm Fledermäuse verstecken, wurde das Stollenmundloch im Jahre 1997 mit einem Gitter verschlossen. Das Erz wurde hier wahrscheinlich nach 1757 abgebaut, aus der gleichen Zeit stammen höchstwahrscheinlich auch die längst verschütteten Tagebaue am Hange der gegenüberliegenden, Čihadlo (Vogelherd, 376 m) genannten Anhöhe. Nahe am Stollen zweigt von der Strasse ein Waldweg ins Tal ab, an dem etwa 400 m weiter in einer kleinen Umzäunung das schlichte Kříž mrtvých (Totenkreuz) steht. Es weist auf die Stelle hin, an der über 1000 österreichische und preussische Soldaten, die im Feldlazarett des Schlosses Lemberk (Lämberg) nach der Schlacht bei Hochkirch bei Görlitz am 14. Oktober 1758 gestorben sind. Das Kreuz wurde 1901 eingeweiht und seitdem mehrmals erneuert.

Die Strasse steigt aus dem Tal bis auf die Hochebene hinauf und etwa 200 m hinter dem Zaun des Lustschlösschengartens zweigt von ihr nach rechts ein Weg in den Wald mit einem alten Steinbruch ab zu einem aus starken Basaltsäulen gebildeten Steinring. Auf den ersten Blick kann dieser Ring den Eindruck einer alten heidnischen Opferstätte machen, aber er entstand während eines der Bildhauer-Symposien in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Weitere von den Teilnehmern dieser Symposien geschaffen Standbilder und Plastiken sieht man auch an einigen anderen Stellen in der weiteren Umgebung des Schlosses.
Etwa 400 m weiter nach Osten steht zwischen vier hochwüchsigen Lindenbäumen an der linken Seite der Strasse nach Janovice v Podještědí (Jonsdorf) die altehrwürdige, aus glatt bearbeiteten Sandsteinquadern erbaute Hejtmanská kaple (Hauptenskapelle). Über ihren Ursprung ist nichts Näheres bekannt, aber nach einer Volkssage wurde sie zum Andenken an einen schwedischen Hauptmann erbaut, der hier während des 30jährigen Krieges begraben worden ist. Auf dem Altar der Kapelle befand sich früher ein Bild der Vierzehn heiligen Nothelfer. Früher hatte man von dieser Kapelle einen schönen Ausblick auf das Lausitzer Gebirge, heute ist von hier noch der Hochwald (Hvozd) zu sehen.

In der Umgebung des Schlosses stehen einige Statuen und Plastiken, die im Laufe der Bildhauersymposien in den 90. Jahren des 20. Jahrhunderts geschaffen worden sind.
In der Umgebung des Schlosses stehen einige Statuen und Plastiken, die im Laufe der Bildhauersymposien in den 90. Jahren des 20. Jahrhunderts geschaffen worden sind.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn und Björn Ehrlich, Mai 2022.