Dutý kámen - Cvikovský rybník
  (Hohlstein - Zwickauer Teich)

Aussichtspunkt auf dem Široký kámen (Breiter Stein) und die umliegenden Felsen.
Foto: Jiří Kühn.
Der Dutý kámen (Hohlstein, 376 m) ist ein ungefähr 600 m langer waldbestandener Kamm, der etwa 0,5 km von Drnovec (Kleingrün) an der Strasse aus Cvikov (Zwickau i. B.) nach Kunratice (Kunnersdorf) in südlicher Richtung vorspringt. Dieser Kamm ragt etwa 20-30 m über die umgebende Landschaft heraus und besteht aus einem örtlich von einem die ganze Länge des Kammes in einer Mächtigkeit von 3-4 m durchziehenden Gange eines tertiären, polzenit genannten Eruptivgesteines verfestigten Kreidesandstein. Der eigentliche Gang tritt aber nirgends an die heutige Oberfläche, sodass seine Existenz erst bei der Abgrabung des Strasseneinschnittes in den 70er Jahren des 20. Jh. bestätigt werden konnte. Der Dutý kámen ist vor allem wegen der Absonderung des Sandsteines in Säulen merkwürdig. Diese ausserordentliche geologische Erscheinung wurde bereits seit 1914 von der Kunnersdorfer Abteilung des Gebirgsvereines für das nördlichste Böhmen geschützt und nach dem 2. Weltkrieg wurde im Jahre 1955 der ganze Kamm neuerdings unter Naturschutz gestellt.

Detail der Sandsteinsäulen.
Foto: Jiří Kühn.
Die Entstehung der säulenförmigen Absonderung des Sandsteines 
  wurde durch das Eruptivgestein verursacht, das zwar nicht bis zur heutigen Oberfläche 
  aufstieg, aber die seinen Aufstieg begleitenden heissen Dämpfe und Gase stiegen 
  entlang von Spalten empor und heizten den umliegenden Sandstein auf eine hohe 
  Temperatur auf. Diese Wärme war nicht so hoch, dass sie eine Einschmelzung des 
  Gesteins verursachen konnte, aber sie verursachte seine Verfestigung durch Verkieselung. 
  Im Laufe der nachfolgenden Abkühlung kam es im Zuge der Volumenverminderung 
  des Gesteines zur Entstehung von Schumpfungsrissen und zu einer Absonderung 
  des Sandsteinen in dünne, senkrecht stehende Platten. In der nächsten Nähe der 
  Spalten, wo die Aufheizung am stärksten war, wurden diese Platten noch durch 
  querliegende Spalten zu kleineren Körpern gespalten; an den Stellen, an denen 
  es zu einer grossen Verdichtung der Spalten kam, entstanden kleine vier- bis 
  sechskantige Sandsteinsäulchen. Deswegen sind die Säulen nur in der nächsten 
  Umgebung der Spalten entwickelt und gehen in grösserer Entfernung von ihnen 
  schnell über plattenförmige Partien in den normalen Sandstein über. Am Hohlstein 
  kommen die Sandsteinsäulen an einigen Stellen vor, am besten sind sie auf einem 
  etwa in der Mitte des Kammes stehenden, ungefähr 2,5 m hohen Sandsteinfelsen 
  ausgebildet.
  Säulenförmig abgesonderte Sandsteine kamen auch an anderen Orten der weiteren 
  Umgebung vor, waren dort aber nicht so schön entwickelt wie auf dem Dutý kámen 
  (Hohlstein). Sie waren z. B. auf einigen Hügeln der Umgebung von Svor 
  (Röhrsdorf) und Rousínov (Morgentau), auf dem 
  Brništský vrch (Laufberg), im Walde Holička 
  (Hulitschken) bei Velký Grunov (Gross Grünau) und am Kulich (Gulichberg) bei 
  Krompach (Krombach) entwickelt. Gut ausgebildete 
  Sandsteinsäulen kann man auch in den unter Naturschutz stehenden Felsengebilden 
  der Grossen und Kleinen Orgel unweit von Jonsdorf auf der deutschen Seite des 
  Lausitzer Gebirges beobachten.
Der Dutý kámen wurde von den Menschen bereits im 19. Jh., und zwar zum Brechen von Sandstein genutzt. Vom Brechen der Sandsteinsäulen die besondes in Schmuckgärten Verwendung fanden, herstammende Gruben sind heute noch entlang des nördlichen Teiles des Kammweges sichtbar. Grössere Bausteine wurden vor allem am Südende des Kammes am Aussichtsfelsen gebrochen. Der Sandstein wurde auch im grossen Bruche am Ostabhange des Kammes gebrochen, in dessen Wand die Bindung der Sandsteinsäulen an eine lange waagerechte Spalte sichtbar ist. Alten Nachrichten nach sollen von hier die Steine zum Baue des Turmes der Hl. Elisabethkirche in Cvikov stammen.

Varhany (Orgelpfeifenstein) - ein aus Sandsteinsäulen bestehender Felsenpfeiler.
Foto: Jiří Kühn.

Der höchste Felsen, nach dem der ganze Kamm benannt ist.
Foto: Jiří Kühn.

Steinerne Bank Karolínin odpočinek (Karolinenruh).
Foto: Jiří Kühn.
Im südlichen Teile des Kammes befinden sich mehrere Sandsteinfelsen, zwischen denen in den Jahren 1913-1914 von den Mitgliedern der Abteilung des Gebirgsvereines für das nördlichsten Böhmen in Kunratice (Kunnersdorf) ein Ausflugsort eingerichtet wurde, der seitdem den Namen Körnerova výšina (Körnerhöhe) trug. Von der Hauptstrasse führt zu ihr ein heute noch gut erhaltener Fusspfad mit Resten von in den Felsen gemeisselten Stufen. Am Anfange führt er zwischen den mit altem Walde bewachsenen Steinbrechergruben, steigt dann auf ein kleines Platea hinauf, wobei er an der Oberkante des grossen Steinbruches am Osthange entlangführt und sinkt dann langsam zu den für die Besucher zugerichteten Felsen.

Ein Blick von der Plattform mit Carolines Ruhebank auf den benachbarten Sandsteinfelsen mit einer künstlich umgebauten Höhle.
Foto: Jiří Kühn.
An ihren Anfange ist das kleine Plateau der Karolínin odpočinek (Karolinenruh) ausgehauen mit einer Steinbank, deren Rückenlehne das Relief einer Krone mit dem tief eingegrabenen, trotzdem heute schon kaum mehr leserlichen Namen "Karolinenruh" trägt. Früher hatte man von hier eine schöne Aussicht auf Kunratice (Kunnersdorf), heute ist sie vom hochgewachsenen Wald verdeckt. Im Nachbarfelsen befindet sich eine kleine Höhle und gleich nach diesem Ruheplatz steigt der bedeutendste, nach seinem Aussehen manchmal Vějíř (Fächer) oder in Anlehnung an den alten deutschen Namen "Orgelpfeifenstein" Varhany (= Orgel) genannte Felsenturm in die Höhe. Dieses 2,5 m hohe Felsengebilde setzt sich aus kleinen, vier- bis sechsseitigen, 2 - 5 cm im Durchmesser und bis zu 3 m Länge erreichenden Sandsteinsäulchen zusammen, die nach oben fächerartig auseinanderlaufen. Von den Stufen unter diesem Turme sieht man tiefer unten am Westabhange des Kammes einen schlanken Kletterturm mit einer kleinen Höhlung im Fusse, die sogenannte Sloupská jehla (Bürgsteiner Nadel).

Das Theodor Körner - Relief.
Foto: Jiří Kühn.
Der Kammweg führt dann weiter bis zu einem kleinen, zwischen hohen, vom Steinbruchbetrieb 
  geschaffenen Felswänden liegendem Platze. In eine seiner senkrechten Wände haben 
  im Jahre 1913 zwei hiesige Künstler und Mitglieder der Abteilung des Gebirgsvereines 
  für das nördlichste Böhmen in Kunnersdorf, Oberlehrer Karl Beckert und Gendarmerie-Wachtmeister 
  Karl Bundesmann, zum Andenken an die hundertste Wiederkehr des Todestages des 
  deutschen Dichters Theodor Körner (1791 - 1813) das Relief des Kopfes des Künstlers 
  abgebildet. Körner stammte aus Dresden, studiert Philosophie und Naturwissenschaften, 
  musste aber wegen eines verbotenen Zweikampfes die Heimat verlassen. Er ging 
  nach Wien, wo er in Versen gefasste Theaterstücke im Schillerschen Stile schrieb. 
  Im März 1813 trat er in ein gegen Napoleon für die Befreiung Deutschlands kämpfendes 
  Freiwilligenkorps ein und schrieb dabei Gedichte, die sich schnell durch mündliche 
  Überlieferung verbreiteten. Schon im ersten Kampfe wurde er schwer verletzt, 
  nach seiner Genesung kehrte er aber trotzdem zu seiner Einheit zurück und fiel, 
  kaum 22 Jahre alt, im August 1813 im Kampfe bei Gadebusch. Seine kämpferischen 
  Verse erschienen 1914 postum im Gedichtband Leier und Schwert. Diese beiden 
  Symbole sind auch im Kranz um Körners Kopf abgebildet. Im April 2005 wurde hier 
  eine in die Felswand eingesetzte kleine Denktafel feierlich enthüllt.
  In den Felsen hinter dem Relief wurde eine Treppe mit 38 steinernen Stufen eingehauen, 
  die auf den flachen Gipfel des Široký kámen (Breiter Stein) genannten 
  Felsens führen, wo ein achtseitiger steinerner Tisch und eine Sitzbank in den 
  Felsen gemeisselt wurde. Am Tisch befand sich früher eine astronomisch-geographische 
  Orierntierungstafel und eine Sonnenuhr, von denen sich allerdings bis heute 
  nur noch unscheinbare Reste erhalten haben. Am Ostrande des Tisches befindet 
  sich ein elliptisches Medaillon mit dem Datum 19. 7. 1914 seiner Fertigstellung, 
  den Initialen der Abteilung Kunnersdorf des Gebirgsvereines für das nördlichste 
  Böhmen und dem Namen ihres damaligen Obmannes, des Lehrers Franz Řehák. An den 
  anderen Seiten des Tisches befinden sich: die Abweichung der Ortszeit (-1 min. 
  22 s) von der mitteleuropäischen Zeit, und die geographischen Ortskoordinaten: 
  50°46'13" nördlicher Breite und der östlichen Länge 14°39'35", entsprechend 
  32°19'20" F (gerechnet von Ferro auf den Kanarischen Inseln). Vom Gipfel 
  des Aussichtsfelsens sieht man im Norden den Zelený vrch 
  (Grünberg) mit dem Dorfe Drnovec (Kleingrün) an seinem 
  Fusse, in westlicher Richtung breitet sich die Stadt Cvikov 
  (Zwickau in Böhmen) vor der auffallenden Dominante des Klíč 
  (Kleis) aus und im Süden ragt der runde glockenförmige Ortel 
  (Urteilsberg) aus den Wäldern.
In der Nachbarschaft des Aussichtsfelsens stehen einige weitere Felsen, von denen der höchste am Fusse ziemlich schmale sich nach oben verbreitert und im Oberteile eine interessante Höhlung besitzt. Die Phantasie des Volksmundes gab ihm verschiedene Namen. wie z. B. Glocke (Zvon), Nadel (Jehla), Ritter (Rytíř), oder Eulenstein (Soví hlava), Mittelstein, Butterweckstein usw., meistens wurde er aber Hohlstein (Dutý kámen) genannt und dieser Name wurde dann auf den ganzen Kamm übertragen.

Die Höhle Schusterloch.
Foto: Jiří Kühn.
Felsen stehen auch im Nordteil des Kammen am steilen, auf dem nach Drnovec 
  (Kleingrün) gerichteten Abhange. Die grösseren Felsen wurden schon früher zm 
  Klettersport benutzt und von den Bergsteigern Krásná stěna und Žlutá stěna (Schöne 
  und Gelbe Wand), Kužel (Kegel), Spárová stěna (Fugenwand) und Půlený kámen (Halbierter 
  Stein) benannt. In ihrer Nähe befindet sich eine etwa 20 m lange, niedrige 
  und zum Teil zugeschüttete, Ševcovská díra (Schusterloch) genannte Höhle. 
  Ihr Hauptgang wir nach innen schmäler, nach etwa 7 m teilt er sich in zwei 
  niedrige enge Gänge, von denen der linke in einen kleinen, verbreiterten, bis 
  2 m hohen Raum mündet. Im Schusterloch soll um 1905 einer der an der heute 
  schon abgerissenen Eisenbahn von Cvikov (Zwickau) nach 
  Jablonné (Deutsch-Gabel) beschäftigten 
  Arbeiter gewohnt haben.
  Am Scheitel des Kammes an der heutigen Hauptstrasse stand früher ein Gebäude 
  mit einem hohen Schornstein, das als Färberei erbaut worden war, aber zu diesem 
  Zwecke niemals gedient hat. Es wurde früher nach seinem Besitzer "Teifelsburg" 
  genannt und war von einem grossen, gutgepflegten Garten mit einem kleinen Teich 
  und Bienenstöcken umgeben. Längs des am Hange entlang aufsteigenden Weges wachsen 
  bis heute noch Edelkastanienbäume.
Am Ostfusse des Dutý kámen (Hohlstein) liegt des längliche Cvikovský rybník (Zwickauer Teich), der manchmal auch nach den anliegenden Dörfern Kunratický (Kunnersdorfer Teich) oder Lindavský rybník (Lindenauer Teich) genannt wird. Dieser etwa 9 ha grosser Teich lieg an einem kleinen linken Zuflusse des Boberský potok (Boberbach) und wurde auf den hiesigen nassen Wiesen erst im Jahre 1950 angespannt.
Weitere Informationen
- Historische Bilder des Dutý kámen bei Cvikov
 - Aussicht vom Dutý kámen nach Westen
 - Felsbildnisse der Kunnersdorfer Schweiz - Erzählung über den Dutý kámen (Hohlstein)