Ortel
(Urteilsberg)

Gesamtansicht des Ortel mit den Felswänden am Südhange.
Foto: Jiří Kühn.
Der Ortel (Urteilsberg, 554 m) ist ein auffallender, regelmässiger
kuppelartiger und bewaldeter Berg, der etwa 3 km südlich von Cvikov
(Zwickau) und 1,5 km nordwestlich von Lindava
(Lindenau) liegt.
Der Berg entstand aus einem Phonolith-Lakkoliten, der aus den umgebenden Kreidesandsteinen
herauspräpariert wurde. Aus seinem langgestreckten Scheitel ragen einige kleine
Felsen mit ausgesprochen plattenförmiger Absonderung heraus, die Abhänge werden
an manchen Stellen von Phonolith-Schutthalden bedeckt. Am Südabhange sind hohe
Felswände zu sehen, über denen einige hohe und steile Felsenklippen zum Himmel
ragen. Unter ihnen am Fuße des Berges sind alte Phonolith-Steinbrüche.
Die Berghänge werden überwiegend von Buchenwald bedeckt, in dessen Unterwuchs
einige wärmeliebende Pflanzen, wie z. B. das Maiglöckchen oder die Weisse Schwalbenwurz
vorkommen. Am Südosthange hat sich ein bemerkenswerter Rest eines Eichenurwaldes
erhalten.
Am Fuße des Ortels in Richtung Lindava
(Lindenau) wurde vor dem Ersten Weltkrieg eine Reihe von Brakteaten gefunden, die mit gekreuzten Sporen der Familie Ronov verziert sind und in der Münzstätte Zittau zwischen 1255 und 1268 geprägt wurden.

Überwucherter Aussichtspunkt an der Südwestseite des Berges.
Foto: Jiří Kühn.

Felsvorsprung mit Aussicht nach Südwesten.
Foto: Jiří Kühn.
Auf den Ortel führt von seinem Westfuße eine Abzweigung des gelb markierten
Wanderweges bis zu einer Weggabelung mit einer Ruhebank im Walde, von der ein
ziemlich steiler Weg zum Aussichtspunkt am Südwesthange des Berges hinaufführt.
Jetzt gibt es von hier über die hochgewachsenen Bäume eine allerdings ziemlich
beschränkte Aussicht auf Nový Bor (Haida) und die
umgebenden Berggipfel. Eine schöne Aussicht gibt es aber vom Gipfel des am meisten
nach Westen vorspringenden Felsvorsprunges, der aus dem steilen Berghange nur
wenig unterhalb der Aussicht am markierten Wanderweg hinausragt. Vom Gipfel
dieses Felsens hat man eine reiche Fernsicht nach Süden auf die beiden Bezděz-Berge
(Bösig, Neuberg), die Provodínské kameny (Mickenhaner Steine) und Nedvězí (Nedoweska)
bei Dubá (Dauba). Im Vordergrund liegen die bewaldeten Berge um Svojkov (Schwoika)
und im Tale unter ihnen liegt Sloup (Bürgstein)
mit der skalní poustevna (Einsiedlerstein).
Im Südwesten ragen die basaltischen Kegelberge des Skalický
vrch (Langenauer Berg) und Chotovický vrch (Kottowitzer Berg) aus der Waldlandschaft,
hinter denen die waldreichen Berge des České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge)
mit dem weithin sichtbaren Fernsehturm auf der Buková hora (Zinkenstein) den
Horizont abschließen. Weiter nach Nordwesten setzt sich der langgestreckte
Bergkamm vom Obervald (Wolfsberg) über den Češka (Tscheschkenstein), Klučky
(Klutschken) und Polevský vrch (Blottendorfer
Höhe) zur auffallenden Dominante des Klíč (Kleis)
fort. Begrenzte Aussichten gibt es auch von einigen kleineren Lichtungen an
den Hängen des Berges.
Vom markierten Aussichtspunkt führt der unmarkierte steile Weg weiter zum Gipfel
des Hügels, der nach teilweiser Abholzung einen Blick über den unteren Teil von
Lindava (Lindenau) in südlicher Richtung nach
Bezděz (Bösig) bietet. Vom markierten Aussichtspunkt führt ein schmaler Pfad durch den
Buchenwald entlang der Hänge um den Gipfel des Hügels und kehrt zu einer Kreuzung mit einer Bank zurück.

Felsen auf dem Berggipfel.
Foto: Jiří Kühn.

Blick von der teilweise abgeholzten Bergkuppe nach Süden in Richtung Bezděz (Bössig).
Foto: Jiří Kühn.

Mildeova kaple (Mildens Kapelle).
Foto: Jiří Kühn.
Der Ortel ist früher als eine heidnische Kultusstätte bezeichnet worden und verschiedenen Sagen beteuern, dass auf seinem Gipfel die Richtstätte von Cvikov (Zwickau) oder Lindava (Lindenau) war. Der Berg ist auch Gegenstand vieler Sagen von Zwergen, die hier ihren Wohnsitz hatten und auf dem flachen Phonolitfels des Gipfels ihr Brot gebacken haben sollen.
Etwa 1 km südwestlich vom Berge an einem alten Wege nahe der neuen Straße von Lindava (Lindenau) nach Sloup (Bürgstein) steht die steinerne sog. Mildens Kapelle. Im Jahre 1706 hat sie hier der Bauer Anton Werner aus Lindenau erbaut und am Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie nach dem damaligen Besitzer Franz Milde genannt. Es standen in ihr zwei Statuen, die den Abschied Jesu von Maria darstellen sollten, und zwei Gemälde mit dem hl. Jakob und hl. Prokopius. Seit 1945 war die Kapelle dem Verfall preisgegeben, bis sie im Herbst 2003 wieder hergestellt wurde.

Eine kleine Höhle in einem Sandsteinfelsen an der Westseite des Berges.
Foto: Jiří Kühn.

Ein restaurierter Teich am nordwestlichen Fuß des Ortel.
Foto: Jiří Kühn.
In einem kleinen Sandsteinfelsen auf einem bewaldeten Bergrücken etwa 450 m westlich der Bergkuppe befindet sich eine künstlich geschaffene Höhle mit mehreren Fenstern und einem Sitz namens "Kočár". Sie ist jedoch so klein, dass nur Kinder sie bequem betreten können.
Am nordwestlichen Fuß des Berges befand sich früher ein Teich an einem kleinen Bach, der in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 restauriert wurde.