Ortel
(Urteilsberg)

Der Ortel (Urteilsberg, 554 m) ist ein auffallender, regelmässiger kuppelartiger und bewaldeter Berg, der etwa 3 km südlich von Cvikov (Zwickau) und 1,5 km nordwestlich von Lindava (Lindenau) liegt.
Der Berg entstand aus einem Phonolith-Lakkoliten, der aus den umgebenden Kreidesandsteinen herauspräpariert wurde. Aus seinem langgestreckten Scheitel ragen einige kleine Felsen mit ausgesprochen plattenförmiger Absonderung heraus, die Abhänge werden an manchen Stellen von Phonolith-Schutthalden bedeckt. Am Südabhange sind hohe Felswände zu sehen, über denen einige hohe und steile Felsenklippen zum Himmel ragen. Unter ihnen am Fusse des Berges sind alte Phonolith-Steinbrüche.
Die Berghänge werden überwiegend von Buchenwald bedeckt, in dessen Unterwuchs einige wärmeliebende Pflanzen, wie z. B. das Maiglöckchen oder die Weisse Schwalbenwurz vorkommen. Am Südosthange hat sich ein bemerkenswerter Rest eines Eichenurwaldes erhalten.

Auf den Ortel führt von seinem Westfusse eine Abzweigung des gelb markierten Wanderweges bis zu einer Weggabelung mit einer Ruhebank im Walde, von der ein ziemlich steiler Weg zum Aussichtspunkt am Südwesthange des Berges hinaufführt. Jetzt gibt es von hier über die hochgewachsenen Bäume eine allerdings ziemlich beschränkte Aussicht auf Nový Bor (Haida) und die umgebenden Berggipfel. Eine schöne Aussicht gibt es aber vom Gipfel des am meisten nach Westen vorspringenden Felsvorsprunges, der aus dem steilen Berghange nur wenig unterhalb der Aussicht am markierten Wanderweg hinausragt. Vom Gipfel dieses Felsens hat man eine reiche Fernsicht nach Süden auf die beiden Bezděz-Berge (Bösig, Neuberg), die Provodínské kameny (Mickenhaner Steine) und Nedvězí (Nedoweska) bei Dubá (Dauba). Im Vordergrund liegen die bewaldeten Berge um Svojkov (Schwoika) und im Tale unter ihnen liegt Sloup (Bürgstein) mit der skalní poustevna (Einsiedlerstein). Im Südwesten ragen die basaltischen Kegelberge des Skalický vrch (Langenauer Berg) und Chotovický vrch (Kottowitzer Berg) aus der Waldlandschaft, hinter denen die waldreichen Berge des České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mit dem weithin sichtbaren Fernsehturm auf der Buková hora (Zinkenstein) den Horizont abschliessen. Weiter nach Nordwesten setzt sich der langgestreckte Bergkamm vom Kameník (Steinberg) über den Česká skála (Tscheschkenstein), Klučky (Klutschken) und Polevský vrch (Blottendorfer Höhe) zur auffallenden Dominante des Klíč (Kleis) fort. Begrenzte Aussichten gibt es auch von einigen kleineren Lichtungen an den Hängen des Berges.
Vom Aussichtspunkt am markierten Wege führt ein nicht mehr markierter breiter Weg auf den vollständig bewaldeten Gipfel, von dem es aber keine Aussicht gibt. Ein weniger deutlicher Pfad führt vom Aussichtspunkt im Buchenwald um den Gipfel herum und zurück zur Weggabelung an der Ruhebank.

Der Ortel ist früher als eine heidnische Kultusstätte bezeichnet worden und verschiedenen Sagen beteuern, dass auf seinem Gipfel die Richtstätte von Cvikov (Zwickau) oder Lindava (Lindenau) war. Der Berg ist auch Gegenstand vieler Sagen von Zwergen, die hier ihren Wohnsitz hatten und auf dem flachen Phonolitfels des Gipfels ihr Brot gebacken haben sollten.

Etwa 1 km südwestlich vom Berge an einem alten Wege nahe der neuen Strasse von Lindava (Lindenau) nach Sloup (Bürgstein) steht die steinerne sog. Mildens Kapelle. Im Jahre 1706 hat sie hier der Bauer Anton Werner aus Lindenau erbaut und am Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie nach dem damaligen Besitzer Franz Milde genannt. Es standen in ihr zwei Statuen, die den Abschied Jesu von Maria darstellen sollten, und zwei Gemälde mit dem hl. Jakob und hl. Prokopius. Seit 1945 war die Kapelle dem Verfall preisgegeben, bis sie im Herbst 2003 wieder hergestellt wurde.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.