Kalvárie bei Mařenice
(Kalvarienberg bei Gross Mergtal)

Der Berg Kalvárie (445 m) ist ein verhältnismässig kleiner, bewaldeter Berg, der unmittelbar über dem südöstlichen Rande von Mařenice (Gross-Mergtal) zwischen den Strassen nach Kunratice (Kunnersdorf) und Heřmanice (Hermsdorf) aufsteigt. Auf dem nördlichen seiner beiden Gipfel hat man einen auf einem ganz unauffällig zwischen den Dorfhäusern am Nordwestfusse anfangenden Weg zugänglichen Wallfahrtsort aufgebaut. Dieser Weg geht erst etwas höher am Hange in einen hergerichteten Weg mit steinernen Stufen über, an dem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Stationen des Kreuzweges standen.

Bereits im 17. Jahrhundert befand sich auf dem Berg eine Einsiedelei der hl. Anna, deren Umgebung mit verschiedenen religiösen Bildern ausgeschmückt war. Später wurde in einen Felsen das Heilige Grab ausgehauen und über ihm ein Kreuz aufgerichtet, an dessen Stelle dann der Bauer Christof Schier eine aus drei stufenförmig hintereinander angeordneten Räumlichkeiten bestehende steinerne Kapelle errichtete. Als Baujahr der Kapelle wird meistens 1750 angeführt, es konnte aber schon früher gewesen sein.
Im Jahr 1865 wurde die Kapelle renoviert und ein Jahr später schenkte Pfarrer Geisler der Kapelle ein von Franz Wedlich aus Chotovice (Kottowitz) gemaltes Altarbild Mariä Verkündigung; im selben Jahr wurde auch eine neue Zugangstreppe gegründet und auf den Gipfel wurden die Statuen Ecce Homo (1697) und Mater Dolorosa, die bisher am Wege am Fusse des Berges standen, übertragen. Auf dem Gipfel oberhalb der Kapelle stand ein von Franz Knobloch aufgestelltes Kreuz und auf den Felsen befanden sich einige Heiligen-Reliefe, die nach der lokalen Überlieferung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vom Mergtaler Tischler Franz Schier, dem auch die Urheberschaft der in die Felsen am alten Wege nach Kunratice (Kunnersdorf) bei der Einschicht Třídomí (Dreihäuser) eingehauen Felsenreliefe zugeschrieben wird.

Noch vor dem zweiten Weltkrieg kamen regelmäßig Prozessionen aus Mařenice (Mergtal), Heřmanice (Hermsdorf) und Dolní Světlá (Nieder-Lichtenwalde) auf den Kalvarienberg, mit der Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung nach 1945 hörte aber diese Tradition auf und die neuen Ansiedler überließen den Wallfahrtsort seinem Schicksal. Die Kapelle stürzte allmählich zusammen, ihre Ausschmückung und die Statuen wurden zum Teil gestohlen und zum Teil zerstört. Übrig blieb nur die Ruine der Kapelle und auf dem Gipfel zwischen zwei Felsen mit verwitterten Reliefen stand der Sockel des abgeschlagenen Kreuzes. In den Jahren 2008 und 2009 wurde die Kapelle erneuert und am 19. Juni 2010 feierlich eingeweiht.

Von der Kapelle hat man eine schöne Aussicht auf Mařenice (Mergtal). Vom abgeholzten Südgipfel des Berges konnte man einen großen Teil der umliegenden Landschaft vom Jezevčí vrch (Limberg) über den Zelený vrch (Grünberg) und den Klíč (Kleis) bis zur Lausche / Luž überschauen.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn und Robert Knothe, Oktober 2020.