Nová Huť
(Neuhütte)

Die Einschicht Nová Huť liegt in einem flachen, überwiegend mit Wiesen bewachsenen Sattel (552 m) an der Hauptstrasse zwischen Svor (Röhrsdorf) und Dolní Podluží (Niedergrund), etwa 1 km südlich des Stožecké sedlo (Schöberpass). Schon in den ältesten Zeiten führte hier die alte Landstrasse aus Mittelböhmen über Česká Lípa (Böhm. Leipa) und Cvikov (Zwickau) zum Tolštejn (Tollenstein) und weiter über Rumburk (Rumburg) nach Görlitz. In den Jahren 1794-1797 wurde hier die neue Kaiserstrasse, die ihrem Zwecke bis heute dient, gebaut. Im Januar 1869 wurde auch die Eisenbahnstrecke von Česká Lípa nach Rumburg, die gerade bei Nová Huť ihren höchsten Punkt erreicht, in Betrieb gesetzt. Für den Personenverkehr wurde die Haltestelle aber erst viel später freigegeben und die jetzige hölzerne Wartehalle stammt erst aus dem Jahr 1914. Die Haltestelle hiess ursprünglich Neuhütte-Lichtenwalde (Nová Huť - Světlá), ihr jetziger, nicht gerade treffender Name Jedlová-zastávka (Tanneberg-Haltestelle) stammt aus dem Jahr 1961.

Die Einschicht Nová Huť entstand 1750, als der Glashüttenmeister Johann Christoph Müller aus Okrouhlá (Schaiba) hier eine Glashütte gründete. Die Hütte gedieh aber nicht besonders, weil sie mit der Konkurrenz der Falkenauer Hütten und Absatzschwierigkeiten, aber auch mit Holzmangel zu kämpfen hatte. Nach Müllers Tod 1768 führte seine Witwe Marie Elisabeth die Hütte weiter und 1772 vermietete sie sie an Johann Anton Jancke, den Vormund der Kinder Müllers. Dieser Glashändler aus Nový Bor (Haida) suchte 1775 um die Bewilligung zum Bau von Ställen für die Pferde der Fuhrleute an, bekam aber die Bewilligung von der Obrigkeit nicht, weil dadurch der Bierausschank in Svor (Röhrsdorf) und Jiřetín (St. Georgenthal) Einbusse erleiden würde. Nach Janckes Tode im Jahr 1782 wechselten hier einige Mieter ab. In den 90er Jahren kam die Hütte unter die Verwaltung des Haidaer Bürgermeisters Anton Trauschke, der im Zusammenhang mit dem Bau der Kaiserstrasse auch wieder an den Bau einer Gaststätte dachte, aber er verliess die Hütte zu früh, um an die Verwirklichung dieses Planes denken zu können. Das Einkehrgasthaus wurde schliesslich erst 1805 von Anton Kittel aus Falknov (Falkenau), der die Hütte Ende 1799 gekauft hatte, erbaut. Nach ihm wurde die hiesige Glashütte auch "Antonínova výšina" (Antonihöhe) genannt.
Die Napoleonischen Kriege am Beginn des 19. Jahrhunderts hatten eine wesentliche Einschränkug des Glashandels zur Folge, so dass das Glas aus der Neuhütte nur in Kamenický Šenov (Steinschönau), Prácheň (Parchen), Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und Falknov (Falkenau) zum Verkauf kam. Die Lage verschlimmerte sich allmählich so, dass sich Kittel im November 1819 entschloss, die Produktion ganz einzustellen. Nach seinem Tod am 8. Oktober 1820 wurde hier eine gewisse Zeit nur Holz verarbeitet und als Kittels Sohn Nikolaus starb, übernahmen Kittels Schwiegersöhne die Hütte. Auch denen gelang es nicht, aus den Schwierigkeiten herauszukommen, und deshalb wurden 1857 alle Gebäude zusammen mit den Grundstücken dem Privatbesitz des Exkaisers Ferdinand I. in Zákupy (Reichstadt) verkauft. Nach 1870 wurde der Betrieb endgültig eingestellt und zwischen 1877 und 1881 wurde die Hütte einschliesslich der Arbeiterwohnungen abgerissen. Nur das Hegerhaus und das Gasthaus mit Tabakverkauf blieb stehen, sie brannten aber Ende September 1896 ab und an ihrer Stelle wurden dann die noch heute hier stehen Gebäude, das Einkehrgasthaus, das Hegerhaus und die Wirtschaftsobjekte erbaut, die bis heute noch hier stehen.
Bis zum 2. Weltkrieg war die Nová Nuť ein beliebtes Ausflugsziel. Nach 1945 wurde aber das Gasthaus geschlossen und die nicht instandgehaltenen Bauten verfielen allmählich. Eine Erneuerung erlebten sie erst nach 2002, als dort wieder ein Gasthaus, aber leider nur auf kurze Zeit eröffnet wurde.
Neben dem ehemaligen Hegerhaus steht ein um 1840 von dem damaligen Pächter der Glashütte und des Gasthauses Anton Futschig errichtete Kreuz. Etwa 300 m westlich davon befindet sich die Bahnhaltestelle Nová Huť, die bis zum 13. Dezember 2014 amtlich „Jedlová zastávka“ (Tannenberg-Haltestelle) hiess, zu der ein teilweise durch eine Allee führender nicht markierter Weg führt. An seiner rechten Seite befindet sich das ehemalige Hüttenteichel, das manchmal als die Quelle des Kamenice- (Kamnitz-) Baches bezeichnet wird, und die an der linken Seite des Weges stehenden hohen Bäume verraten auch heute noch die Stelle, wo früher die Glashütte stand.
Entlang des Kammes mit den Jelení kameny (Hirschensteinen) verläuft die aus zwei parallelen Reihen von Betonbunkern bestehende, in den Jahren 1937-38 erbaute Grenzbefestigungslinie.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.