Zámecký vrch - Kamenický hrad
(Schlossberg - Burg Kempnitz)

Der Zámecký vrch (Schlossberg, 541 m) ist ein auffälliger waldbewachsener Basaltkegel, der etwa 1,5 km südlich von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) liegt. Auf seinen steilen Abhängen befinden sich stellenweise Schutthalden und viele isolierte Felsen, deren Basalt eine deutlich säulenförmige Absonderung aufweist. Auf dem Gipfel steht die Ruine der Burg Kamenický hrad, die ursprünglich "Kampnitz" oder "Kempnitz" hiess.

Über die Gründung der Burg ist nichts bekannt, aber wahrscheinlich haben sie die Nachkommen des Siegmund von Wartenberg um das Jahr 1441 gebaut, als die Lausitzer Sechststädte die unweit von hier liegende Burg Fredevald (Fredewald) vernichtet hatten. Zuerst erwähnt wird sie als "neue Burg Kamnitz" im Jahre 1442, als sie erfolglos von den Lausitzern belagert wurde. Im Verlauf des zweiten Strafzuges im Jahre 1444 eroberten und verbrannten die Einheiten der Lausitzer Sechststädte die Stadt Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und dabei wurde wahrscheinlich auch die Burg zerstört. In den Urkunden aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wird die Burg nämlich nicht mehr genannt und erscheint erst wieder beim Verkauf der Herrschaft im Jahre 1515. Daraus kann geschlossen werden, dass die zerstörte Burg wieder aufgebaut worden ist und ungefähr bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, als sich Heinrich von Wartenberg in der Stadt ein Schloss bauen liess, bewohnt war.
Im Jahre 1614 war die Burg schon wüst, aber als militärische Festung wurde sie eine kurze Zeit auch noch im 30jährigen Kriege, im Jahre 1639, in dem sie die Schweden eroberten und in Brand steckten, verwendet, Später hat man die Ruinen zur Gewinnung von Bausteinen genutzt, sodass zum Schlusse nur noch das zweistöckige rechteckige Gebäude des Burgpalastes, an dessen Süd- und Ostseite sich spärliche Überreste der Burgmauer anschliessen, übriggeblieben ist.

Im Jahre 1880 entschloss sich der Böhmisch-Kamnitzer Verschönerungsverein, den Zámecký vrch (Schlossberg) als Ausflugsziel zugänglich zu machen. Die Mitglieder des Vereins setzten daher die Umfassungsmauern des ehemaligen Burgpalastes instand und errichteten einen kleinen Gastraum mit einem 16 Meter hohen Aussichtsturm, der am 9. September 1880 eingeweiht wurde und der einen umfassenden Blick auf die Umgebung bot.
Im Jahr 1891 wurde das Erdgeschoss des Turms zu einem Rittersaal umgestaltet, der mit den Wappen der früheren Schlossbesitzer dekoriert war. Im Jahre 1910 baute der Verein einen geräumigeren Gastraum aus Holz im Inneren des Burgpalastes.
Im September 1892 besuchte die Burg Rainer Maria Rilke, der zu dieser Gelegenheit in das hiesige Gästebuch ein Gedicht schrieb.

Blick auf den Zámecký vrch (Schlossberg) bei Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) von Osten.
Blick auf den Zámecký vrch (Schlossberg) bei Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) von Osten.

Noch in den 30er Jahren gehörte der Zámecký vrch (Schlossberg) zu den beliebten Ausflugszielen. Nach dem Zweiten Weltkriege verfiel das Gebäude allmählich und mit der Zeit wurde aus ihm eine verwahrloste Ruine mit einigen Überresten des Gerüstes des Aussichtsturmes. Das Mauerwerk des Burgpalastes, das die Höhe zweier Stockwerke hat, wurde wenigstens teilweise konserviert und war einige Jahre lang von einem hölzernen Gerüst umgeben. Erst in den Jahren 1995-1996 wurde das Mauerwerk des Palastes endgültig verfestigt und 1998 wurde in das Gebäude ein neuer hölzerner Aussichtsturm hineingebaut, der eine wunderschöne Aussicht in die Ferne ermöglicht. Aus den Fenstern des Turmes sieht man über das Tal von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) auf den gegenüberliegenden Aussichtsfelsen Jehla (Nolde) und einige nahe Berge um den Studenec (Kaltenberg). Im Nordwesten liegt die Waldlandschaft des Českosaské Švýcarsko (Böhmisch-Sächsische Schweiz) mit ihrer Dominante, dem Růžovský vrch (Rosenberg), hinter dem sich am Horizont der charakteristische Grosse Winterberg, der Grosser Zschirnstein und der Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg) abzeichnen. Der Südwest-Horizont wird modelliert von den Bergen des České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mit dem Gipfel Buková hora (Zinkenstein), dessen Fernsehturm von weitem sichtbar ist. Ein schöner Ausblick ist auch nach Südosten über Kamenický Šenov (Steinschönau) mit dem Šenovský vrch (Steinschönauer Berg) und dem spizen Kegel des Klíč (Kleis) im Hintergrunde.

Am Ostrande des Gipfels befinden sich noch einige kleine Reste der Burgmauer, die früher die ganze Burg umgab, und ein kleiner Aussichtsfelsen mit dem Ausblicke auf Kamenický Šenov (Steinschönau). Auch vom ehemaligen Burghof und vom Felsvorsprung beim ehemaligen Burgtor, wo einst das Kreuz stand, konnte man das Tal sehen. Im Sommer 2023 wurde auf der Plattform ein Rastplatz mit Glockenturm nach dem Entwurf von Michaela Bicenová errichtet. Der Glockenturm erinnert an den Gastwirt Anton Itz und den Studenten Erich Wagner, die hier 1901 durch einen Blitzschlag getötet wurden.
Ein Kreuz stand am unteren Rand des Waldes an der Zufahrtsstraße von Česká Kamenice, die seit 2020 von einer neu gepflanzten Obstbaumallee gesäumt wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es jedoch zerstört und erst im Frühjahr 2020 von Herrn Pokorný aus Děčín erneuert und am 20. Juni desselben Jahres gesegnet. Im darauffolgenden Jahr wurde es mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben. Am südöstlichen Fuß des Berges, an der Straße von Kamenický Šenov (Steinschönau), steht ein kleineres Kreuz mit einem Bild, das von Jägern aus Huníkov (Henne) im Jahr 2013 zu Ehren des Heiligen Hubertus errichtet wurde.

Vom nördlichen Fuß des Zámecký vrch (Schlossberg) erhebt sich der kleine Basaltberg Ptačí vrch (Vogelberg, 398 m) über Horní Kamenice (Ober Kamnitz), an dessen Hang 1965 eine 300 m lange Skipiste mit Skilift gebaut wurde, die noch in den 1980er Jahren in Betrieb war.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn und Björn Ehrlich, Juni 2025.