Zámecký vrch - Kamenický hrad
(Schlossberg - Burg Kempnitz)

Der Zámecký vrch (Schlossberg) im Blick vom Jehla-Felsen (Nolde).
Foto: Petr Kühn jun.
Der Zámecký vrch (Schlossberg, 541 m) ist ein auffälliger waldbewachsener Basaltkegel, der etwa 1,5 km südlich von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) liegt. Auf seinen steilen Abhängen befinden sich stellenweise Schutthalden und viele isolierte Felsen, deren Basalt eine deutlich säulenförmige Absonderung aufweist. Auf dem Gipfel steht die Ruine der Burg Kamenický hrad, die ursprünglich "Kampnitz" oder "Kempnitz" hiess.
Über die Gründung der Burg ist nichts bekannt, aber wahrscheinlich
haben sie die Nachkommen des Siegmund von Wartenberg um das Jahr 1441 gebaut,
als die Lausitzer Sechststädte die unweit von hier liegende Burg Fredevald
(Fredewald) vernichtet hatten. Zuerst erwähnt wird sie als "neue Burg Kamnitz"
im Jahre 1442, als sie erfolglos von den Lausitzern belagert wurde. Im Verlauf
des zweiten Strafzuges im Jahre 1444 eroberten und verbrannten die Einheiten
der Lausitzer Sechststädte die Stadt Česká
Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und dabei wurde wahrscheinlich auch die Burg
zerstört. In den Urkunden aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wird die Burg
nämlich nicht mehr genannt und erscheint erst wieder beim Verkauf der Herrschaft
im Jahre 1515. Daraus kann geschlossen werden, dass die zerstörte Burg wieder
aufgebaut worden ist und ungefähr bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, als
sich Heinrich von Wartenberg in der Stadt ein Schloss bauen liess, bewohnt war.
Im Jahre 1614 war die Burg schon wüst, aber als militärische Festung wurde sie
eine kurze Zeit auch noch im 30jährigen Kriege, im Jahre 1639, in dem sie die
Schweden eroberten und in Brand steckten, verwendet, Später hat man die Ruinen
zur Gewinnung von Bausteinen genutzt, sodass zum Schlusse nur noch das zweistöckige
rechteckige Gebäude des Burgpalastes, an dessen Süd- und Ostseite sich spärliche
Überreste der Burgmauer anschliessen, übriggeblieben ist.

Kamenický hrad (Burg Kempnitz), Burgpalast mit dem hineingebauten Aussichtsturm.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1880 entschloss sich der Böhmisch-Kamnitzer Verschönerungsverein, den
Zámecký vrch (Schlossberg) als Ausflugsziel zugänglich zu machen. Die Mitglieder
des Vereins setzten daher die Umfassungsmauern des ehemaligen Burgpalastes instand
und errichteten einen kleinen Gastraum mit einem 16 Meter hohen Aussichtsturm,
der am 9. September 1880 eingeweiht wurde und der einen umfassenden Blick auf
die Umgebung bot.
Im Jahr 1891 wurde das Erdgeschoss des Turms zu einem Rittersaal umgestaltet, der
mit den Wappen der früheren Schlossbesitzer dekoriert war. Im Jahre 1910 baute der
Verein einen geräumigeren Gastraum aus Holz im Inneren des Burgpalastes.
Im September 1892 besuchte die Burg Rainer Maria Rilke, der zu
dieser Gelegenheit in das hiesige Gästebuch ein Gedicht schrieb.

Das Innere des Burgpalastes.
Foto: Jiří Kühn.

Ein in den Burgpalast eingebauter Aussichtsturm.
Foto: Jiří Kühn.

Blick auf den Zámecký vrch (Schlossberg) bei Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) von Osten.
Foto: Jiří Kühn.
Noch in den 30er Jahren gehörte der Zámecký vrch (Schlossberg) zu den beliebten Ausflugszielen. Nach dem Zweiten Weltkriege verfiel das Gebäude allmählich und mit der Zeit wurde aus ihm eine verwahrloste Ruine mit einigen Überresten des Gerüstes des Aussichtsturmes. Das Mauerwerk des Burgpalastes, das die Höhe zweier Stockwerke hat, wurde wenigstens teilweise konserviert und war einige Jahre lang von einem hölzernen Gerüst umgeben. Erst in den Jahren 1995-1996 wurde das Mauerwerk des Palastes endgültig verfestigt und 1998 wurde in das Gebäude ein neuer hölzerner Aussichtsturm hineingebaut, der eine wunderschöne Aussicht in die Ferne ermöglicht. Aus den Fenstern des Turmes sieht man über das Tal von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) auf den gegenüberliegenden Aussichtsfelsen Jehla (Nolde) und einige nahe Berge um den Studenec (Kaltenberg). Im Nordwesten liegt die Waldlandschaft des Českosaské Švýcarsko (Böhmisch-Sächsische Schweiz) mit ihrer Dominante, dem Růžovský vrch (Rosenberg), hinter dem sich am Horizont der charakteristische Grosse Winterberg, der Grosser Zschirnstein und der Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg) abzeichnen. Der Südwest-Horizont wird modelliert von den Bergen des České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mit dem Gipfel Buková hora (Zinkenstein), dessen Fernsehturm von weitem sichtbar ist. Ein schöner Ausblick ist auch nach Südosten über Kamenický Šenov (Steinschönau) mit dem Šenovský vrch (Steinschönauer Berg) und dem spizen Kegel des Klíč (Kleis) im Hintergrunde.

Ein Rastplatz mit Glockenturm und Blick auf die Stadt.
Foto: Jiří Kühn.
Am Ostrande des Gipfels befinden sich noch einige kleine Reste der Burgmauer,
die früher die ganze Burg umgab, und ein kleiner Aussichtsfelsen mit dem Ausblicke
auf Kamenický Šenov (Steinschönau). Auch vom ehemaligen Burghof und vom Felsvorsprung
beim ehemaligen Burgtor, wo einst das Kreuz stand, konnte man das Tal sehen.
Im Sommer 2023 wurde auf der Plattform ein Rastplatz mit Glockenturm nach dem
Entwurf von Michaela Bicenová errichtet. Der Glockenturm erinnert an den Gastwirt
Anton Itz und den Studenten Erich Wagner, die hier 1901 durch einen Blitzschlag
getötet wurden.
Ein Kreuz stand am unteren Rand des Waldes an der Zufahrtsstraße von Česká Kamenice,
die seit 2020 von einer neu gepflanzten Obstbaumallee gesäumt wird. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde es jedoch zerstört und erst im Frühjahr 2020 von Herrn Pokorný
aus Děčín erneuert und am 20. Juni desselben Jahres gesegnet. Im darauffolgenden
Jahr wurde es mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben. Am südöstlichen Fuß des Berges,
an der Straße von Kamenický Šenov (Steinschönau),
steht ein kleineres Kreuz mit einem Bild, das von Jägern aus Huníkov
(Henne) im Jahr 2013 zu Ehren des Heiligen Hubertus errichtet wurde.

Das Kreuz befindet sich am Straßenrand der Straße von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz).
Foto: Jiří Kühn.

Das Kreuz auf der Straße von Kamenický Šenov (Steinschönau).
Foto: Jiří Kühn.
Vom nördlichen Fuß des Zámecký vrch (Schlossberg) erhebt sich der kleine Basaltberg Ptačí vrch (Vogelberg, 398 m) über Horní Kamenice (Ober Kamnitz), an dessen Hang 1965 eine 300 m lange Skipiste mit Skilift gebaut wurde, die noch in den 1980er Jahren in Betrieb war.