Jehla - Bratrský oltář
(Nolde - Brüderaltar)

Basaltfelsen mit einem Aussichtspunkt unterhalb des Gipfels von Jehla (Nolde).
Foto: Jiří Kühn.
Die Jehla (Nolde, 478 m) ist ein zweigipfeliger Basaltfels, der sich etwa 1 km nordöstlich über Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) erhebt. Aus seinem südwestlichen Gipfel läuft ein schmaler, aus spitzigen Felsen bestehender und steil ins Tal abfallender Grat hervor, dessen Form ihm wahrscheinlich seinen Namen gaben. An den Felsen ist an manchen Stellen eine schöne säulenförmige Absonderung des Basaltes sichtbar. Ein gut ausgebauter Weg mit einer Treppe führt auf dem Kamm zu einem kleinen Aussichtsfelsen mit Geländer, der 1879 eröffnet wurde. Im Jahre 1885 baute der Böhmisch-Kamnitzer Verschönerungsverein auf einem geschützten Platze am Aufstieg zur Nolde eine Schutzhütte, die aber heute nicht mehr besteht. Im Jahr 2021 wurde der Aussichtspunkt repariert. Im Frühjahr 2023 wurde auf dem Felsvorsprung davor eine leichte metallene Überdachung mit einem Tisch und einer Bank errichtet. Anfang September 2023 wurde an der Felsnadel auch ein leichter gesicherter Klettersteig eingerichtet. Unterhalb des Südhangs der Jehla befand sich früher ein 10-12 m hoher Basaltfelsen namens Malá Jehla, der im Jahr 1886 abgetragen wurde. Der niedrigere, nicht zugängliche Felsen unterhalb des Aussichtsfelsens heisst Trubač (Trompeterstein).

Aussichtsfelsen Jehla über Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz).
Foto: Jiří Kühn.

Metallpavillon auf dem Felsen vor dem Aussichtspunkt.
Foto: Jiří Kühn.
Vom Gipfel der Nolde ist eine schöne Aussicht ins Tal über Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) mit dem Zámeckým vrch (Schlossberg), auf das weiter entfernte Kamenický Šenov (Steinschönau) und die dicht bewaldeten Berge des Lausitzer Gebirges. Im Westen zeigen sich die Gipfel des České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mit dem Berge Buková hora (Zinkenstein) und das České Švýcarsko (Böhmische Schweiz) mit dem grossen Kegel des Růžovský vrch (Rosenberg), bei schönem Wetter kann man in der weiteren Ferne den Děčínský Sněžník (Grosser Schneeberg), den Milešovka-Berg (Milleschauer) und die Tafelberge der Sächsischen Schweiz sehen. Im Jahre 1680 haben sich hier die Teilnehmer der Bauernaufstände, die unweit von Dolní Libchava (Nieder Liebich) bei Česká Lípa (Böhmisch Leipa) unterdrückt worden sind, einige Zeit versteckt gehalten. Die Nolde ist auch Gegenstand vieler Volkssagen, die besonders die Zwerge (Quergsel) betreffen, die hier sogar eine Bierbrauerei gehabt haben sollen.

Die Kapelle der hl. Dreifaltigkeit unterhalb der Jehla (Nolde).
Foto: Jiří Kühn.

Nachbau von Münzels Schützhutte bei der Felsenkapelle.
Foto: Jiří Kühn.
In den Wäldern um Jehla und den benachbarten Kunratický vrch
(Elisberg) wurde auf Initiative der Gräfin Wilhelmine Kinsky ein großer Naturpark mit zahlreichen
Rast- und Ausflugsplätzen angelegt. An der Kreuzung im Sattel am nordwestlichen Fuße von Jehla wurde
um 1900 eine Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit in einen kleinen Sandsteinblock gehauen,
der früher mit einem Zaun eingefriedet war und ein Eisenkreuz auf dem Felsen darüber trug. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde die Ausstattung der Kapelle jedoch zerstört und erst im Frühjahr 2019 wiederhergestellt.
Auf der Anhöhe gegenüber der Kapelle stand ein hölzerner Unterstand mit Bänken, der im Herbst 2021 wieder
aufgebaut wurde und nach dem Vorsitzenden des örtlichen Ornithologenvereins, Münzel, benannt ist.
Etwa 100 m westlich der Felsenkapelle, am Ende eines Seitentals, befindet sich ein überhängender
Sandsteinfelsen, auf dessen Spitze sich eine Aussichtsplattform mit eingeschränktem Blick nach Westen
auf die entfernten Hügel zwischen Buková hora (Zinkenstein) und Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg)
befindet. Vor dem Krieg befand sich auf der Plattform eine Gedenktafel für Wilhelm Tell, woraufhin der
Aussichtspunkt Tell-Platte genannt wurde. Damals gab es auch Gedenktafeln für den Maler
Emanuel Hegenbart und den Begründer der deutschen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn. Weitere interessante
Orte im Waldpark befinden sich an der Südseite des Kunratický vrch.

Gesamtansicht des Komplexes des Bruderaltars.
Foto: Jiří Kühn.
Am nordöstlichen Abhange der Jehla (Nolde) im Abschluss einer bewaldeten Nebenschlucht versteckt ist der Bratrský oltář (Brüderaltar). Auf einer kleinen, auf in den Sandstein gemeißelten Stufen zugänglichen Sandsteinplattform sind in Sandsteinfelsen Rahmen und Nischen für die Kreuzwegbilder und Heiligenstatuen gemeißelt worden. Nach der im Volke verbreiteten Tradition sollen sich hier in den Jahren 1515 - 1614, in denen die Herrschaft dem prostestantischen Adel gehörte, heimlich die Katholiken zu Gottesdiensten versammelt haben, während später, nach der Schlacht am Bílá hora (Weisser Berg bei Prag), sich hier wieder die Protestanten zu geheimen Gottesdiensten versammelten. Einige heimatkundliche Autoren sind aber der Ansicht, dass diese Sagen erst aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert stammen und die Andachtstelle hier erst im Jahre 1867 ausgebaut worden ist. Bei ihrer Rekonstruktion im Jahre 1887 wurde hier ein Wallfahrtsort mit barockem Schmuck ausgebaut und unter einem Felsüberhang ein reich geschmückter Altar mit Heiligenstatuen und Engeln aufgestellt.

Teil des Brüderaltars mit der Nische des Heiligen Grabes.
Foto: Jiří Kühn.
Nach dem Zweiten Weltkriege verfiel die Stelle schnell, der Schmuck wurde vernichtet und der Ort verwahrloste. Erst im Jahre 1993 wurde diese Gegend wieder gereinigt und in einen der Felsenüberhänge wurde eine Tafel mit dem Relief des ehemaligen Altars eingesetzt. In den folgenden Jahren wurden auch die erhalten gebliebenen Torsi der ursprünglichen Barockstatuen, von denen einige die Jahreszahlen 1718 und 1765 trugen, wieder aufgestellt. In den Jahren 2010 bis 2011 wurde die Umgebung des Brüderaltars teilweise erneuert. In die Felsnischen wurden Kopien der ursprünglichen Kreuzwegbilder, gemalt von Michal Janovský, eingesetzt und unweit der Gedenktafel wurde eine Replik des Todesengels aufgestellt. Neu hergerichtet wurde auch die steinerne Zugangstreppe und die an ihr liegenden Sockel mit einer Replik der ursprünglichen Statue des hl. Johann von Nepomuk und dem Torso der Statue des hl. Anton von Padua erneuert. Später wurde eine Nachbildung des ursprünglichen Holzaltars unter dem Felsüberhang errichtet. Die Renovierung des Areals wurde von der Gemeinnützigen Gesellschaft České Švýcarsko (Böhmische Schweiz) und der Stadt Česká Kamenice (Steinschönau) sichergestellt.
Unterhalb des Südhanges der Jehla (Nolde) stand früher ein 10-12 m hoher Felsen, die Malá Jehla (Kleine Nolde), die aber 1886 von den Steinmetzen abgebaut und zu Strassenschotter zerklopft worden ist.

Die Replik der Statue des Todesengels und die Bilder des Kreuzweges im Areal des Brüderaltars.
Foto: Klára Mágrová.

Im Herbst 2015 wurde eine hölzerne Nachbildung des ursprünglichen Altars unter einem Felsüberhang errichtet.
Foto: Jiří Kühn.

Die Replik der Statue des hl. Johann von Nepomuk.
Foto: Jiří Kühn.
Weitere Informationen
- Historische Bilder des Felsens Jehla
- Historische Bilder des Brüderaltars
- Historische Bilder der Mlýnky (Brandmühle)
- Blick vom Jehla nach Osten