Donín
(Dönis)

Der Ort Donín (Dönis) liegt am linken Ufer der Neiße südlich von Hrádek nad Nisou (Grottau), wozu es seit 1949 gehört. Im Jahr 2017 hatte es 1.082 Einwohner. Das Dorf wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern aus der Umgebung von Dresden gegründet. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich erst in einer Urkunde vom 6. Februar 1454, in der es als Denis bezeichnet wird. Es wurde wahrscheinlich nach seinem Locator benannt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der deutsche Name Dönis verwendet, aus dem in den 1920er Jahren der tschechische Name Donín hervorging.

Das Dorf bestand ursprünglich aus einigen Gehöften rund um den Fluss, deren Bewohner hauptsächlich von der Landwirtschaft lebten. Darüber hinaus gab es einen Schmied, einen Stellmacher, ein Herrenhaus und eine Mühle. Vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es in Donín und dem benachbarten Loučná (Görsdorf) insgesamt 49 Gehöfte. Während des Krieges marschierten mehrmals Truppen durch die Region und behandelten die Menschen rücksichtslos, unabhängig davon, welcher Seite sie angehörten, so dass diejenigen, die dazu in der Lage waren, vor ihnen in die Wälder flüchteten. Auch nach dem Krieg hatten es die Menschen nicht leicht, denn die Obrigkeit erhöhte ihre Arbeitspflichten, um das zerstörte Land wieder aufzubauen. Daher rebellierten die Bauern mehrmals, aber ihre Aufstände in den Jahren 1680 und 1775 wurden niedergeschlagen.
Während des Siebenjährigen Krieges im Jahr 1757 wurden auf dem Ovčí vrch (Schafsberg) befestigte Stellungen errichtet, um den Vormarsch der preußischen Truppen auf Horní Sedlo (Paß) zu verhindern. Jedoch auch während des nächsten preußischen Feldzugs im Jahr 1778 erfüllten sie ihren Zweck nicht. Im September 1779 besuchte daher Kaiser Joseph II. die Region, um weitere geeignete Standorte für militärische Befestigungen festzulegen.

Die Gebäude der alten Müllerschen Fabrik haben sich ihren Charme bewahrt.
Die Gebäude der alten Müllerschen Fabrik haben sich ihren Charme bewahrt.

Noch vor dem Ende des 18. Jahrhunderts entstanden im Ort die ersten Textilfabriken und zusammen mit ihnen wurden neue Häuser gebaut. Damit verschmolz Donín allmählich mit Hrádek, auch wenn der administrative Zusammenschluss erst nach dem Zweiten Weltkrieg zustande kam. Im Jahr 1834 zählte Donín bereits 98 Häuser mit 608 Einwohnern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Herrschaft Grabštejn (Grafenstein) und hatte einen eigenen Ortsvorsteher, dem die Gastwirtschaft Nr. 17 gehörte. Nach der Verwaltungsreform im Jahr 1850 wurde Donín für einige Jahre mit Loučná zusammengelegt, aber 1867 wurde es wieder unabhängig. 4 Jahre später wurde im Haus Nr. 124 eine Schule eröffnet, die später aufgrund der wachsenden Kinderzahl um ein Stockwerk erweitert wurde. Im Jahr 1897 wurden die Dörfer im Tal der Neiße von einer schweren Überschwemmung heimgesucht, deren Folgen erst nach mehreren Jahren beseitigt werden konnten.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden im Dorf weitere Textilmanufakturen, Werkstätten und Industriebetriebe gegründet. Die größte davon war die Färberei und Veredlung von Hermann Müller am südöstlichen Ende des Dorfes, die nach 1883 durch den Wiederaufbau der etwas älteren, ausgebrannten Färberei von Gustav Schnabel entstand. Mit der Entwicklung der Industrie nahm auch die Wohnbebauung zu. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Gelände des alten Gutshofs Nr. 1 an der Straße nach Dolní Sedlo (Spittelgrund) ein neues Viertel gebaut. Hinter der neuen Schule, die zwischen 1908 und 1909 errichtet wurde, entstanden weitere Häuser. Die Entwicklung des Ortes wurde jedoch durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Die Müllersche Fabrik wurde nach dem Krieg weitergeführt, aber ihre Produktion war weit von der Vorkriegsproduktion entfernt und wurde während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre vollständig stillgelegt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden dort Gummiboote für die Militärluftfahrt genäht. 1945 wurden die Maschinen von der Roten Armee beschlagnahmt. Die leeren Fabrikhallen wurden später als Getreidespeicher genutzt, der sich noch heute dort befindet.

Eines der eindrucksvollsten Gebäude des Ortes ist die zweistöckige Schule Nr. 244 mit einem Türmchen an der Vorderseite, die auf der rechten Seite der Straße nach Chotyně (Ketten) steht. Der Grundstein wurde im November 1908 gelegt. Die ersten Schüler wurden im September 1909 eingeschult. Das Gebäude hat seinen Charakter bis heute bewahrt und erfüllt nach verschiedenen Umbauten immer noch seinen Zweck. Etwa 100 Meter vom Gebäude entfernt wächst im Garten des ehemaligen Schulhauses Nr. 124 die monumentale, schätzungsweise 100 Jahre alte Donín-Ulme, die etwa 21 Meter hoch ist.

In der Siedlung sind auch mehrere kleine Denkmäler erhalten, von denen das wertvollste die denkmalgeschützte Pieta-Statue mit Kreuz ist, die am Straßenrand in der Nähe der ehemaligen Färberei Müller steht. Auf dem Sockel ist der Name des Landwirts Josef Mose kaum noch lesbar. Die Jahreszahlen erinnern an die Errichtung der Statue im Jahr 1803 und ihre Renovierung im Jahr 1860.
Am 7. August 2012 wurde an der Hauptbrücke nach Hrádek ein fünfseitiger Gedenkstein enthüllt, dessen Oberseite an die maximale Höhe des Flusspegels während des Hochwassers vom 7. August 2010 erinnert. Im Jahre 2013 wurde an der Stelle der ehemaligen Schafsbrücke in etwa 50 m Entfernung ein Rastplatz mit Blick auf den Fluss angelegt.
Am Hang des Schafsberges südwestlich von Donín wurde 1896 ein Friedhof mit einer kleinen gemauerten Leichenhalle mit einem Türmchen auf dem Dach angelegt. An der nordöstlichen Mauer des Friedhofs befindet sich ein monumentaler, wertvoller Grabstein der Familie Prokof. In den 1920er Jahren wurde unter dem Friedhof eine Grünanlage angelegt, die jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr existierte.

Ein Stein, dessen Oberseite den Pegel der Neiße während des Hochwassers vom 7. August 2010 an.
Ein Stein, dessen Oberseite den Pegel der Neiße während des Hochwassers vom 7. August 2010 an.

1924 wurde in Donín Rudolf Passian geboren, ein Schriftsteller und Forscher auf dem Gebiet der Parapsychologie, der später in Luzern in der Schweiz lebte.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, März 2022.