Grabštejn
(Grafenstein)

Die Burg Grabštejn (Grafenstein) steht auf einem Granitvorsprung (330 m) über dem Václavický potok (Wetzwalder Bach), etwa 1 km nördlich von Chotyně (Ketten) und 2,5 km östlich von Hrádek nad Nisou (Grottau). Sie ist auf drei Seiten durch steile Hänge geschützt und mit der nordöstlich gelegenen Vorburg durch einen Geländehals verbunden, der einst von einem Graben durchzogen war.
Die ursprüngliche Burg wurde wahrscheinlich nach der Mitte des 13. Jahrhunderts von der Familie Dohna gegründet, die auf Einladung von König Přemysl Ottokar II. nach Böhmen kam und deren Grafentitel der Burg den Namen "Grafenstein" gab. Die erste schriftliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1286, als sie nach Otto von Greuenstein benannt wurde. Einem unbestätigten Bericht zufolge könnte an der Stelle von Grabštejn früher eine hölzerne Burg gestanden haben, deren Name "Ulsytz", wahrscheinlich eine Transkription des lausitz-serbischen Namens Olšice oder Vlčice war.
Ursprünglich bestand die Burg aus einem ummauerten Hof mit einem massiven Wehrturm und einem einfachen Palast an der Nordwestseite. Irgendwann nach 1432 wurden weitere Gebäude zwischen dem Turm und der Mauer errichtet. Vielleicht schon zur Zeit der ersten Dohnaer Dynastie wurde unter der Burg auch die Siedlung Grafenthal gegründet, die 1514 als Stadt erwähnt wird.

Im 15. Jahrhundert war die Region von den Hussitenkriegen schwer betroffen. In den 30er Jahren heiratete ein Hussitenanhänger, Nicolaus von Kaisberg, in die Familie von Dohna ein. Nach einiger Zeit vertrieb er Wenzel von Dohna von der Burg und begann als Raubritter die Umgebung, insbesondere Görlitz und Frýdlant (Friedland), zu plündern. Die Lausitzer versuchten daher, die Burg zu erobern, jedoch waren ihre Bemühungen lange Zeit vergeblich. Im Jahr 1435 wurde Kaisberg von den Lausitzern gefangen genommen, aber Grabštejn wurde vom Statthalter von Tabor, Jan Čapek von Sány, übernommen, dessen Mannschaft ihre Raubzüge in die Lausitz fortsetzte. Die Lausitzer Städte schlossen sich daher mit Sigismund von Wartenberg von Děčín (Tetschen) zusammen und eroberten mit seiner Hilfe Grabštejn. Im Jahr 1437 wurde die Burg an Hlaváč von Dohna zurückgegeben. Da die Dohnaer auf der Suche nach Beute auch in die Lausitz zogen, wurde Grabštejn 1448 drei Wochen lang belagert und 1450 von den Lausitzern zusammen mit den Biebersteins von Frýdlant zurückerobert. Wenzel von Dohna musste sich daraufhin verpflichten, nicht gegen die Lausitz zu kämpfen. Eine vollständige Aussöhnung fand jedoch erst in den 1460er Jahren statt. Die Familie Dohna besaß Grabštejn noch weitere hundert Jahre, doch da sie sich immer mehr verschuldete, musste sie die Burg und das gesamte Anwesen 1562 an den damaligen kaiserlichen Rat Georg Mehl von Strelitz verkaufen.

Der neue Besitzer baute die gotische Burg in ein Renaissanceschloss um, in dessen Nordflügel er die schöne St.-Barbara-Kapelle errichtete. Im Vorhof baute er eine neue Unterburg. Die umfangreichen Bau- und Bergarbeiten, die Mehl auf dem Anwesen entfaltete, erforderten jedoch viel Geld und erschöpften die Untertanen so sehr, dass es 1569 und 1576 zu Bauernaufständen kam, die nur mit Hilfe der Armee niedergeschlagen werden konnten. Nach der Thronbesteigung von Kaiser Rudolf II. im Jahr 1576 verlor Georg Mehl als Protestant zahlreiche Ämter und die damit verbundenen Einkünfte. Zehn Jahre später musste der verschuldete Mehl das Anwesen an seinen Freund Ferdinand Hoffmann von Grünenbühl und Střechov verkaufen.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wechselte Grabštejn mehrmals den Eigentümer und war kurzzeitig im Besitz von Albrecht von Wallenstein. Nach seiner Ermordung im Jahr 1645 war die verlassene Burg mehrere Jahre lang von einer schwedischen Garnison besetzt, die die Bewohner der umliegenden Dörfer und Städte terrorisierte. Die kleine Stadt Grafenthal wurde offenbar ebenfalls zerstört und erlangte danach keine größere Bedeutung mehr. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1651 ging Grabštejn in den Besitz von Adam Matthias von Trauttmannsdorf über, der trotz seines großen Einflusses den Abriss der Außenmauern nicht verhindern konnte, den Kaiser Ferdinand III. 1655 anordnete, damit sich der Feind nicht mehr hier niederlassen konnte. Gleichzeitig wurde der Hauptturm abgebaut. Die Trauttmannsdorfer begannen daraufhin, das kriegszerstörte Gut unter großer Ausbeutung der Untertanen wieder in Ordnung zu bringen, was 1680 in einem Bauernaufstand gipfelte.
1704 kaufte Jan Václav Gallas das Gut und wurde damit Eigentümer eines großen Grundbesitzes, der Frýdlant, Liberec, Grabštejn und Lemberk (Lämberg) miteinander verband. Im Jahr 1759 vereinigte sich die Familie Gallas mit der Familie Clam zur Familie Clam-Gallas, die Grabštejn bis 1945 besaß. Während ihrer Amtszeit wurde das Obere Schloss mehrmals umgebaut. Seine Bedeutung nahm jedoch allmählich ab, da der Adel nicht mehr ständig dort wohnte und die Schlossräume hauptsächlich von Beamten zur Verwaltung des großen Grundbesitzes genutzt wurden. Im Jahr 1818 passte die Familie Clam-Gallas das ursprünglich im Renaissancestil errichtete untere Schloss für ihre gelegentlichen Aufenthalte in Grabštejn an und nutzte das gegenüberliegende sogenannte, wahrscheinlich 1833 erbaute Kavalierhaus zur Unterbringung ihrer Gäste. Im Jahr 1818 wurde um das Schloss herum ein Park mit einer Reihe seltener Bäume angelegt.
Im Juni 1843 geriet der große Turm durch einen Blitzschlag in Brand und das Feuer erfasste auch das oberste Stockwerk des oberen Schlosses, das daraufhin im Südflügel und im südlichen Teil des Nordflügels um ein Stockwerk herabgesetzt wurde. Gleichzeitig wurden die ursprünglichen Renaissance-Giebel abgerissen.

Im Zuge der Bodenreform von 1927 wurde der größte Teil des Grundbesitzes von Grabštejn enteignet. Grabštejn selbst wurde nach dem Tod von Franz Clam-Gallas im Jahr 1930 von seiner Tochter Marie Podstatzká-Lichtenstein erworben. Nach der Besetzung der tschechischen Grenzgebiete wurde die Burg von der Wehrmacht besetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg vom tschechoslowakischen Staat beschlagnahmt. In der Burg wurde ein militärisches Erholungsheim eingerichtet. Im Jahre 1953 wurde ein Ausbildungszentrum für Diensthunde und Hundeführer aus Theresienstadt dorthin verlegt. Nach 1970 nutzten die Soldaten jedoch nur noch die untere Burg und die verlassene obere Burg wurde ihrem Schicksal überlassen. Erst nach der politischen Wende im November 1989 wurden die baufälligen Gebäude baulich gesichert und ihr schrittweiser Wiederaufbau eingeleitet. Im Jahr 1993 wurden die weitläufigen Keller und der große zylindrische Turm, in dem die Versöhnungsglocke aufgehängt war, geöffnet. Im selben Jahr organisierte Luděk Vele, Solist des Nationaltheaters, das erste Benefizkonzert zugunsten von Grabštejn. Drei Jahre später kamen zu den Konzerten Ausstellungen von Künstlern hinzu, deren ausgewählte Werke heute in der St.-Barbara-Bildergalerie zu sehen sind.

Vor dem Eingang zur Oberburg stand eine mächtige Linde, die tausend Jahre alt gewesen sein soll. Ein Sturm im Sommer 2009 fällte sie jedoch. Danach wurde ein neuer Baum gepflanzt, in dessen Nähe ein Holzpavillon steht. Ein Serpentinenweg führt aus dem Tal von Chotyně zu ihm hinauf. In diesen waren Steinplatten mit den Kreuzwegstationen eingelassen, die 2015 von Michal Moravec aus Lukavec bei Hořice gehauen wurden. Ende Juni 2017 mussten die Platten jedoch aufgrund von Einwänden des Denkmalschutzamtes entfernt werden.
Man betritt die Burg durch einen Durchgang zum unteren Hof, der von den Gebäuden des Süd- und Westflügels mit zwei Bastionen auf der Westseite umgeben ist. Im Norden liegt der trapezförmige Burgkern mit dem oberem Burghof, geschützt durch einen großen zylindrischen Turm, dessen neugotisches Dach in den 1990er Jahren durch einen Glockenturm mit Laterne im Stil der sächsischen Renaissance ersetzt wurde. Von der Galerie des Turms bietet sich ein schöner Blick auf den Kamm des Lausitzer Gebirges, den Jeschken-Kamm, die fernen Gipfel des Isergebirges und die hügelige Landschaft um Zittau.

Das Schmuckstück des Schlosses ist die St.-Barbara-Kapelle, die während des Renaissance-Umbaus des Schlosses in den Jahren 1564 - 1569 errichtet wurde. Die Wände und die Decke sind mit reichen Malereien verziert, die von Heinrich Bocksberger stammen könnten. Es gibt Szenen der Verkündigung, der Geburt und der Passion des Herrn, deren Höhepunkte die Szenen der Himmelfahrt, der Auferstehung, der Herabkunft des Heiligen Geistes und, das größte Gemälde, des Jüngsten Gerichts sind. Auf den Pfeilern stehen die zwölf Apostel. Auf dem Chor beziehungsweise in den Fensternischen sind die Wappen des Landes gemalt. In der Kapelle befinden sich 4 Renaissance-Logenbänke mit ornamentalen Malereien und eine ebenfalls verzierte Kanzel aus dem 17. Jahrhundert. Im Altarraum mit den Wappen von Adam Matthias von Trauttmansdorff und seiner Frau Eva Johanna von Sternberg steht eine Barockorgel aus dem Jahr 1692. Der klassizistische Altar aus dem Jahr 1819 ist mit einem Gemälde der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind und einem Orangenbaum geschmückt, das im Jahr 2000 von dem Jablonecer Maler Václav Pokorný nach dem Vorbild des ursprünglichen Gemäldes aus dem frühen 16. Jahrhundert gemalt wurde, welches von einem unbekannten Meister aus der Umgebung Lucas Cranachs stammt. Die hölzerne Statue der heiligen Barbara am Altar wurde 2002 von Martin Černý geschnitzt, während sich die ursprüngliche gotische Statue aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die lange Zeit als verschollen galt, heute im Besitz der Liberecer Regionalgalerie befindet.

Nördlich des oberen Schlosses befindet sich das umzäunte Gelände des unteren Schlosses, das heute vom militärischen Ausbildungszentrum für Diensthunde genutzt wird und daher nur zu besonderen Anlässen für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das ursprünglich von Georg Mehl von Strelitz in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtete Renaissanceschloss wurde 1818 von Christian Christoph Clam-Gallas in seine heutige klassizistische Form mit einem Mansardendach umgebaut. Gegenüber steht das zweigeschossige Kavalierhaus im Empire-Stil mit Mittelgiebel und Türmchen. Der angrenzende Park ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahezu verschwunden und wird erst seit kurzem wieder gepflegt.

Eine der Stationen des Kreuzweges, der kurzzeitig den Weg von Chotyně (Ketten) hinauf zur Burg zierte.
Eine der Stationen des Kreuzweges, der kurzzeitig den Weg von Chotyně (Ketten) hinauf zur Burg zierte.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, März 2022.