Stráž bei Kamenický Šenov
(Hutberg bei Steinschönau)

Stráž (Hutberg, Mühlberg, 451 m) ist eine niedrige, bewaldete felsige Anhöhe zwischen Vesnička (Füllerdörfel), Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) und dem Nordrand von Kamenický Šenov (Steinschönau). Sie liegt am äussersten Ende eines aus dem Massiv des Šenovský vrch (Steinschönauer Berg) in nordwestlicher Richtung zwischen dem Tale des Pryský potok (Preschkauer Bach) und des Šenovský potok (Steinschönauer Bach) herausragenden langgestreckten Kammes. In Prysk wurde er früher als Hutberg bezeichnet, während die Einwohner von Steinschönau ihn meistens Mühlberg nannten. Er besteht überwiegend aus Sandstein, der am Westende von einem Basalt durchstossen ist. Um den Gipfel stehen deshalb im Laubwald einige Basaltfelsen mit deutlich entwickelter säulenförmiger Absonderung. An der Nordwestseite des Berges ragen einige Sandsteinfelsen empor und auch seine Südseite über dem Freibad im niederen Teile von Kamenický Šenov ist von einigen interessanten Felsen und Felstürmen begleitet, von denen einige früher auch unter den Bergsteigern beliebt waren.

An der alten Strasse von Kamenický Šenov nach Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz) stand seit 1846 eine Kapelle der Hl. Dreifaltigkeit, in deren Nähe am Fusse des Stráž-Berges 1865 ein Kreuzweg mit gemalten Bildern errichtet wurde. Ein Jahr später errichtete Eduard Windlich eine Felsnische mit einer auf Blech gemalten Grablegung Christi. Nach dem Tode des Besitzers Franz Kreibich (1891) wurde der hiesige Wald abgeholzt, wobei der Kreuzweg so gut wie einging. Seine letzten Reste wurden vor der gänzlichen Zerstörung vom Schützenverein aus Nieder-Steinschönau, der 1896 mit Unterstützung mehrerer Wohltäter die Mittel zu seiner Erneuerung aufbrachte, gerettet. Eine weitere Renovierung fand am Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts statt, als der alte Weg zum Gipfel des Berges von einer Sandgrube zerstört war und ein neuer Weg an seinem Südhange ausgebaut wurde. Auch das Bild in der Nische wurde damals erneuert und zu Pfingsten 1931 fand hier wieder eine kleine Feier statt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die ganze Anlage ihrem Schicksale und der Zerstörungswut der neuen Bewohner überlassen und fiel der Vergessenheit anheim. Auch die Dreifaltigkeits-Kapelle verfiel zusehends und wurde 1974 abgerissen, vom Kreuzweg blieben am Ende nur leere Nischen in der Felswand übrig. Erst 2008 begann die Bürgerinitiative Na Výsluní ("Sonnenseite") den Kreuzweg zu erneuern.

Gegenwärtig erinnert an die abgetragene Dreifaltigkeitskapelle nur noch ein kleiner Steinhaufen mit einem Holzkreuz an der Wegabzweigung zum Freibad. Am Südfusse des Stráž-Berges steht seit 2010 eine grosse hölzerne Laube, an der die im Herbst 2009 erneuerte Quelle "Pramen Svatého Kříže" (Heligenkreuzquelle) entspringt. In einem nahen Felsen ist eine Nische mit dem Bild "Christus auf dem Ölberg" ausgehauen und in die niedrige steinernen Mauer vor ihm ist ein am Karfreitag den 10. April 2009 neu eingeweihtes schmiedeeisernes Kreuz aufgestellt worden. Der von den Bildern des Kreuzweges begleitete Weg steigt von hier zur Heiligen-Grab-Kapelle hinauf, die in den Fuss des grössten Sandsteinfelspfeilers eingemeisselt wurde, hinauf. Auf ihrem Gipfel ist seit dem 21. März 2008 ein Holzkreuz aufgestellt und auf dem benachbarten Felsenpfeiler wurde eine Aussichtsplattform mit einem Ausblick auf den unteren Teil von Kamenický Šenov (Steinschönau) mit dem langgestreckten Smrčník (Forst) im Hintergrund hergerichtet. Der Weg führt noch zwischen Felsen weiter hinauf auf den Gipfel des Stráž bis zu einer weiteren Felsennische mit einem Bilde der Heiligen Dreifaltigkeit, von wo aus sich auch eine Aussicht über Kamenický Šenov eröffnet. 2011 wurde auf dem Berg Stráž ein etwa 2 km langer kreisförmiger Lehrpfad eingerichtet.

Am Südwestfusse des Stráž-Berges an der Brücke der alten Strasse nach Česká Kamenice stand früher ein steinerner Bildstock mit einem Bild des hl Antonius, nach dem dieser Ort den Namen Antonínovo údolí (Antoniustal) bekam. Beim Bau der Strasse in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Bildstock erneuert und an seiner Hinterseite wurden die Buchstaben J. W. mit der Jahreszahl 1856 eingemeisselt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Bildstock aber zerstört und erst im Jahre 2005 erneuert. Das neu gemalte Bild wurde allerdings unmittelbar danach von unbekannter Hand entwendet.

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.