Kyjov
(Khaa)

Kyjov (Khaa) ist eine im Tale des Křinice- (Kirnitzsch-) Baches etwa 3 km westlich von Krásná Lípa (Schönlinde), deren einen Teil es bildet, liegende kleine Sommerfrische. Dank ihrer Lage am Rande des Národní park České Švýcarsko (Nationalpark Böhmische Schweiz) ist sie sehr beliebt geworden.
Der ursprüngliche deutsche Name „Khaa“ wird zumeist vom Worte „Kaue“, der früher ein Obdach über dem Mundloch eines Schachtes bezeichnete, abgeleitet. Der Flurname „In der kawe“ ist an Oeders Karte aus dem Jahre 1571 an der heutigen Peškova stráň (Peschkes Räumicht) angeführt, wo früher Gruben und Halden des Bergbaues auf Eisenerze zu sehen waren. An den Bergbau in der Umgebung erinnern auch Flurnamen wie Železné jámy (Eisengruben) über dem Anfang des Kyjovské údolí (Khaatal), Zlatý potok (Goldwasser) in Kyjov oder Zlatá díra (Goldloch) im Dlouhý důl (Langengrund) Der Name der Gemeinde konnte aber auch aus der Bezeichnung der Kuhweide (Kühau) oder aus dem Worte „Kouwe“, abgeleitet sein mit dem die hiesigen Einwohner die felsige Schlucht des Sýrový potok (Käsewasser) benannten, in der sich einer Sage nach der Eingang zur Hölle befinden sollte,. Den tschechischen Namen Kyjov hatte 1848 der tschechische Historiker und Politiker František Palacký für sein Buch Popis Království českého (Beschreibung des Königreiches Böhmen) gewählt.

Am Anfange des Kyjovské údolí stand schon vor dem Jahre 1571 die von Sagen umsponnene Mühle Dixův mlýn (Dixmühle), die im Jahre 1945 abgerissen wurde. Am Ende des 16. Jahrhunderts bestand damals an der Stelle des heutigen Staudammes Kyjovská přehrada der Fischteich „Käseteich“, an dem die herrschaftliche Sägemühle stand, die nach dem Tode des letzten Sägemüllers Jakob Jentzsch im Jahre 1678 verlassen wurde. Das frühere Häuschen No. 12 des Sägemüllers ist heute wahrscheinlich das älteste erhalten gebliebene Haus im Dorf. Das Dorf entstand hier aber erst in den 50er Jahren des 17. Jahrhunderts, als sich der unternehmungslustige Weber und Kräutermann Christoph Riedel im Tal ein Häuschen baute. Später baute er noch die Häuser No. 15 und 22, wodurch er den Grund zum neuen Dorfe legte. Allmählich kamen weitere Dorfinsassen, die ihren Lebensunterhalt zuerst überwiegend durch Arbeit im Wald, später aber auch in Bleichereien, der hiesigen Zwirnfabrik oder in anderen Fabriken in Krásný Buk (Schönbüchel), Krásná Lípa (Schönlinde) und Umgebung verdienten. Im Jahre 1785 begann in einem der Häuser der Unterricht und im Jahre 1881 wurde im Sattel unter dem Okrouhlík (Scheibenberg) ein neues Schulhaus erbaut.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann sich das Wanderwesen zu entwickeln und in der Gemeinde wurde ein „Gebirgsverein für das Khaatal“ gegründet, der sich in bedeutendem Masse an der Zugänglichmachung verschiedener interessanter Stellen, Felsgebilde und Aussichtspunkte in der Umgebung verdient machte. Im Jahre 1893 wurde dieser Verein als eine Section des in Krásná Lípa (Schönlinde) gegründeten Gebirgsvereines für das nördlichste Böhmen umgeändert. Sein Verdienst war es auch, dass im Jahre 1906 die durch das Kyjovské údolí (Khaatal) nach Zadní Doubice (Hinter-Daubitz) führende Strasse eröffnet wurde. Noch vor dem zweiten Weltkrieg hatte Kyjov (Khaa) etwa 450 Einwohner, nach dem Kriege wurde es entvölkert und 2000 lebten hier dauernd nur etwa 20 Einwohner.

Im Dorf hat sich eine Reihe vollkstümlicher Fachwerkhäuser mit Umgebinde erhalten, und es standen hier auch einige grosse Gasthäuser, die aber nach dem Kriege zum grössten Teile eingegangen sind. Das wahrscheinlich bekannteste Gasthaus „zur böhmischen Schweiz“ war im Betrieb bis Weihnachten 1992, dann wurde es aber Opfer der Flammen. An der Abzweigung der Strasse in das Kyjovské údolí (Khaatal) steht das Gasthaus „Na Fakultě“ (Zur Fakultät), in dem vor dem Kriege die archäologischen Funde aus dem Kyjovský hrad (Wüstes Schloss) ausgestellt waren. Nach 1945 wurde die Ausstellung vernichtet, das Gasthaus besteht heute noch. Sehenswürdig ist das einstöckige Haus der im Sattel unter dem Okrouhlík (Scheibenberg) im Jahre 1881 erbauten ehemaligen Schule. Nach ihrer Liquidierung diente das Haus als Pension und seit 2005 steht es leer.
Unweit vom der Schule steht an der Strasse nach Doubice (Daubitz) die Kapelle Christi Himmelfahrt, die 1832 an der Stelle einer älteren Martersäule erbaut wurde. Nach 1945 wurde sie aber nicht mehr benutzt und wurde später ausgeraubt. Im September 1980 wurde sie von den hiesigen Neuansiedlern repariert und später, im Jahre 1991, einer gründlichen Restauration unterworfen, wobei auch die benachbarte Quelle hergerichtet wurde. Die Quelle zusammen mit der Kapelle wurde am 28. Mai 1992 feierlich eingeweiht. In der Gemeinde haben sich auch einige Kreuze erhalten. Auf einer Anhöhe zwischen Kyjov und Hely steht am Strassenrand unter zwei Linden das hölzerne Klingenbeck´s Kreuz, das der herrschaftliche Jäger Johann Georg Klingenbeck aus Doubice (Daubitz) als Dank dafür, dass sich sein durchgeschossener Fuss geheilt hat, aufstellen liess. Im Jahr 1833 wurde das Kreuz renoviert und auch später fanden sich immer Leute, die das Kreuz renovieren liessen. Der Volksmund weiss aber, dass an seiner Stelle zwei schwedische Soldaten begraben liegen.
Am Südrande der Gemeinde an der Strasse nach Doubice (Daubitz) liegt der Kyjovská přehrada (Stausee von Khaa), der zum Baden und zur Erholung genutzt wird. Sein Staudamm ist 106 m lang, er staut eine Wasserfläche von 1,6 ha an und wurde 1976 fertiggestellt. Unterhalb von Kyjov (Khaa) bildet die Křinice (Kirnischt-) Bach den tiefeingeschnittenen Canyon des Kyjovské údolí (Khaatal), das nach etwa 5 km an der Staatsgrenze mit Deutschland bei der ehemaligen Ansiedlung Zadní Doubice (Hinterdaubitz) endet. Etwa 700 m von Kyjov erhebt sich in diesem Tal ein hoher steiler Felsvorsprung mit den unscheinbaren Resten des Kyjovský hrádek (Wüstes Schloss), der wesentlich älter ist als das heutige Dorf.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn, Oktober 2019.