Kyjovský hrad
(Wüstes Schloss bei Khaa)

Etwa 0,5 - 1 km westlich von Kyjov (Khaa) ragt über dem linken Ufer der Křinice (Kirnitzschbach) in die Höhe von etwa 40 m ein Felsvorsprung empor, auf dessen Gipfel sich die unscheinbaren Überreste einer längst eingegangenen Ansiedlung erhalten haben. Früher nahm man an, dass hier eine zum Schutze der von der Elbe in Richtung auf Zittau und Bautzen führenden Strasse erbaute Wachtburg gestanden hat. Trotzdem diese angebliche Burg eine ungewöhnlich grosse Ausdehnung besass, haben sich über sie in den Geschichsquellen keine schriftliche Nachrichten erhalten. Die erste Erwähnung befindet sich erst im Jahre 1603 im Grenzbegehungsprotokoll des vom sächsischen Kurfürsten von Heinrich von Wartenberg gekauften Waldes, in dem unter den Grenzpukten auch der Graben des Wüsten Schlosses angeführt wird. Der Name der vermeintlichen Burg wird aber hier nicht genannt und der später oft verwendete Namen Ober-Karlstein ist durch nichts nachgewiesen.
Erst die in den 80er Jahren des 20. Jh. durchgeführte archäologische Erkundung brachte einen Hinweis, dass es sich hier nicht um eine alte Burg, sondern eine alte Ansiedlung handelte, die aber bereits vor ihrer Fertigstellung verlassen worden ist. Vermutlich haben sich hier bereits um das Jahr 1300 Prospektoren angesiedelt, die in der Umgebung Gold zu waschen oder Eisenerze abzubauen versuchten. Bald mussten sie allerdings einsehen, dass ihre Mühe umsonst war und sie verliessen diesen Ort. Ein zweites Mal wurde der Ort ungefähr an der Wende des 14. und 15. Jahrhunderts besiedelt. An die Schürfungen erinnern in der Umgebung noch alte Baue auf Eisenerz und einige Lokalnamen wie z. B. Zlatý potok (Goldbach) oder Železné jámy (Eisengruben).

Das hohe und stark gegliederte Sandsteinmassiv mit den Überresten der Ansiedlung stellt einen der Ausläufer des sich südlich des Kyjovské údolí (Khaatal) erhebenden Bergplateaus dar. Von drei Seiten ist es durch steile Felswände geschützt, vom Plateau trennen es zwei parallele Felsengräben, zwischen denen und dem Talrande zwei Felsblöcke entstanden. Der grössere, weiter südlich liegende von ihnen wurde früher als Vorburg bezeichnet, wobei die eigentliche Burg auf dem kleineren und schwerer zugänglichen nördlichen Blocke stehen sollte.
Die planierte Fläche der vermeintlichen Vorburg ist ungefähr quadratisch und wird vom Bergplateau durch eine ziemlich seichte grabenartige Vertiefung getrennt, die auffällige Merkmale eines künstlichen Grabens aufweist. Der Graben wird ungefähr in der Mitte durch einen schmalen, an eine Brücke erinnernden Felsblock unterbrochen. Weder die Schluchtwände noch der Felsblock tragen irgendwelche Anzeichen einer Bearbeitung, so dass es sich offensichtlich um natürliche Gebilde handelt. Es wurden hier aber Überreste eines alten Kalk- oder Eisenofens gefunden. An der Innenwand des Grabens sind Anzeichen eines Steinwalles und ungefähr in der Mitte der Fläche der Vorburg befindet sich eine quadratische Vertiefung, wahrscheinlich der Überrest eines alten Bauwerkes. Die nur spärlichen Funde weisen darauf hin, dass diese Siedlungsreste aus der Wende des 14. und 15. Jahrhundert stammen und nicht mit den Resten älterer Bauten auf dem zweiten Felsen zusammenhängen.

Der weiter nördlich liegende Hauptvorsprung erhebt sich direkt über dem Kyjovské údolí (Khaatal) und ist von der quadratischen Fläche durch eine ziemlich tiefe und breite Felsschlucht getrennt, durch die aus einer Seitenschlucht ein markierter Wanderweg aus Kyjov (Khaa) heraufführt. Während der südlichere Felsblock aus ihr nur durch eine enge Felsschlucht zugänglich ist, führt auf den Gipfel des Haupt-Felsvorsprunges eine zweimal gebrochene, in den Felsen gehauene mittelalterliche Treppe, die früher durch zwei hölzerne Türen gesichert war.
Auf dem Gipfel des Felsens steht heute ein hölzernes Schutzdach, von dem Fusswege zu den leider verwachsenen Aussichtspunkten an den Felsrändern führen. Am Ostrande des Felsens ist auf einem dieser Punkte eine kleine Bank in den Felsen gehauen, von der durch Bäume sehr beschränkte Ausblicke in das Tal möglich sind. Eine etwas bessere Aussicht bietet der Westrand des Felsvorsprunges.
Im nordwestlichen Teile des Felsvorsprunges befinden sich vier Felsschluchten, die früher als Keller ausgestattet waren und in denen kaum mehr sichtbare Aussparungen darauf hinweisen, dass sich über ihnen Holzbauten befanden haben. In einem der Keller wurden auch eiserne Keile, eine Spitzhacke und Schlackenbruchstücke gefunden, die die Annahme, dass es sich um eine Ansiedlung von Bergleuten handelte, unterstützen.

Der Zugang auf die Felsen wird heute durch Stufen erleichtert, die der Gebirgsverein in Khaa bei der Zugänglichmachung der Burgstätte am Ende des 19. Jahrhunderts in die Felsen grub. Im Laufe dieser Arbeiten gefundene verschiedene mittelalterliche Gegenstände waren im Gasthaus "Zur Böhmischen Schweiz" zu Khaa ausgestellt, wurden aber nach dem 2. Weltkriege leider vernichtet.
Am Westende des Felsenmassives kann man durch eine enge Felsenschlucht mit Holzstufen zu einem mit einem Fähnlein geschmückten, hoch über das Kyjovské údolí (Khaatal) hinausragenden pyramidenförmigen Felsen hinabsteigen. Das untere Ende dieser Schlucht war früher auch durch eine hölzerne Tür gesichert. Der markierte Weg führt von hier weiter in den Grund dieser Seitenschlucht und führt dabei an einigen interessanten Felsgebilden: Vikingská loď (Wikingerschiff), Holubice (Taube), Panna (Jungfrau) und Trojčata (Drillinge) vorbei.

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.