Dolní Suchá
(Nieder Berzdorf)

Dolní Suchá (Nieder Berzdorf) ist ein Dorf, dessen Häuser am linken Ufer der Neiße und in den Weidegründen am nordöstlichen Hang des Vysoká-Kamms (Trögelsberg – Spitzstein - Ziegenrücken) verstreut liegen, etwa 2 km südlich von Chotyně (Ketten) und 4 km westlich von Bílý Kostel nad Nisou (Weißkirchen). Heute ist es ein Teil von Hrádek nad Nisou (Grottau) und hatte im Jahr 2017 266 ständige Einwohner.
Die erste Erwähnung des Dorfes im Grundbuch von Grabštejn (Grafenstein) stammt aus dem Jahr 1562. Der Name Nider Bertelsdorff wurde wahrscheinlich von dem Lokator Bertel abgeleitet. Später wurde der deutsche Name Nieder Berzdorf übernommen und seit 1923 wird der tschechische Name Dolní Suchá verwendet.

An der Stelle des Dorfes befand sich einst nur ein herrschaftlicher Meierhof, um das nach und nach weitere Häuser gebaut wurden. Sie wurden im Volksmund Dörfel genannt und erreichten schließlich eine Zahl von 35. Als das unrentable Gut 1781 aufgelöst wurde, wurde das Land parzelliert und an Leibeigene verkauft, um neue Häuser zu bauen, die dann Neudorf (Nová Ves) genannt wurden. Das Dorf gehörte von Anfang an zum Gut Grabstein und wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts vom Erbrichter verwaltet. Da es keine Kirche gab, mussten die Gläubigen nach Jítrava (Deutsch-Pankraz) gehen, um dort zu beten. Es gab nur einen kleinen Holzbau mit einer Glocke am Haus Nr. 72, der 1759 von Franz Hausmann, einem Förster, dem Dorf geschenkt wurde. Bereits 1780 wird eine Schule im Dorf erwähnt. Die Kinder wurden dort zunächst vom Erbrichter Kunze unterrichtet, und als die Schule nicht mehr geeignet war, wurden sie in verschiedenen Privathäusern unterrichtet.
Im Jahr 1834 hatte Dolní Suchá 75 Häuser und 535 Einwohner, die hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig waren. Später fanden viele von ihnen Arbeit in den Fabriken der Umgebung. Im Jahr 1844 eröffnete die Liberecer Tuchmacherinnung in der Nähe des Flusses im unteren Teil des Dorfes eine Walke zum Wässern und Aufrollen von Wollstoffen.

Während der Verwaltungsreform im Jahre 1850 wurde Dolní Suchá mit Chotyně zusammengelegt. Im Jahre 1875 wurde es aber wieder selbständig. Im Jahr 1866 wurde im Dorf ein neues Schulgebäude mit einem Türmchen gebaut, in den die Glocke aus dem alten Glockenturm umgehängt wurde. Im August 1917 musste die Glocke jedoch für Kriegszwecke abgegeben werden, und das Türmchen wurde beim Wiederaufbau der Schule im Jahr 1926 entfernt.
1883 wurde die ehemalige Walke an der Neiße von J. L. Limburger zu einer Baumwollspinnerei umgebaut, für deren Arbeiter 1907 an der Straße nach Bílý Kostel eine Arbeitersiedlung errichtet wurde, die aus 10 einfachen zweistöckigen Häusern mit 80 Wohnungen bestand. Zu dieser Zeit florierte das Unternehmen noch, doch nach dem Ersten Weltkrieg ging die Produktion zurück und wurde schließlich ganz eingestellt.

Im Jahr 1930 hatte Dolní Suchá noch 928 Einwohner, Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten deutschen Einwohner vertrieben und es gab nur wenige tschechische Neuansiedler, so dass 1950 nur noch 400 Menschen hier lebten. Eine Reihe von verlassenen Häusern wurde daher abgerissen, andere wurden später als Ferienhäuser genutzt. Auch die kleine Marienkapelle, die 1863 von Wenzel Arlt erbaut wurde, verschwand. Die örtliche Schule wurde 1959 wiederaufgebaut, aber da immer weniger Kinder sie besuchten, wurde sie in den 1970er Jahren geschlossen. 1960 wurde Dolní Suchá nach Chotyně eingemeindet und später Teil von Hrádek nad Nisou. Anfang der 1990er Jahre trennte sich Chotyně von Hrádek, aber Dolní Suchá ist bis heute ein Teil von Hrádek geblieben.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, Mai 2025.