Naturlehrpfad Lausche-Hochmoor
Gemeinsames grenzüberschreitendes Projekt
der Verwaltung des Landschaftschutzgebietes Lausitzer Gebirge (CHKO Lužické hory),
Naturschutzbehörde des Landkreises Löbau-Zittau,
Forschungsverein Umweltschutz Zittau e.V.
und des Vereines von Freunden des Lausitzer Gebirges.
Inhalt:
- Einleitung
- Warum musste das Lausche-Hochmoor renaturiert werden?
- Realisierung des Projektes
- Ziele des Projektes
- Durchgeführte Massnahmen
- Aussichten in die Zukunft
- Beschreibung des Lehrpfades
- Projektpartner
I. Einleitung
Am Samstag, den 19. Juni 1999 wurde das renaturierte Lausche-Hochmoor
in der Flur Brazilka bei Dolní Světlá
(Niederlichtenwalde) unter dem Luž- (Lausche-) Berg der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Das Hochmoor befindet sich am seinem Ostfusse im Quellgebiete des Svitávka-
(Zwitte-) Baches, und breitet sich überwiegend auf tschechischem Gebiet aus,
nur der Rand seines östlichen Teiles setzt sich unmittelbar über die Landesgrenze
nach Deutschland fort. Die Fläche des Hochmoores beträgt etwa 8 Hektar.
Um das Hochmoor wurde für Interessenten ein Ringweg als Naturlehrpfad mit vier
Informationstafeln, auf denen den Interessenten die typische Vegetation des
Hochmoores gezeigt und die bei der Renaturierung verwendeten Methoden erklärt
werden, eingerichtet. Der Naturlehrpfad führt rings um den Rand des Hochmoores
herum und ist etwa 700 m lang.
II. Warum musste das Lausche-Hochmoor renaturiert werden?
Vor dem Jahre 1989 schrieb die staatliche landwirtschaftliche Politik vor, dass
für jedes der landwirtschaftlichen Nutzung entzogene Stück Land der Investor
als Ersatz eine gleich grosse andere Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung
zuführen musste. Um dieser Bedingung zu entsprechen, wurden wegen der bestehenden
Knappheit an anderen geeigneten Flächen nach und nach auch die im bergigen Gelände
liegenden Quellgebiete entwässert. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde
so auch das Quellgebiet des Svitávka-Baches bei Dolní Světlá von der Melioration
("Verbesserung") betroffen, und ohne Rücksicht darauf, dass hierr seltene Pflanzenarten
vorkamen. Mit einem Aufwand von etwa 8 Millionen Kč wurde entlang der Staatsgrenze
ein Abflusskanal gegraben und zur Beschleunigung des Wasserabflusses wurde das
Bachbett des Svitávka-Baches vertieft und begradigt. Das seinen Lauf begleitende
Ufergehölz (Schwarzerlen und Grauweiden) wurde abgeholzt. Ausserdem wurde in
der Wiese ein umfangreiches Dränagesystem verlegt. Durch diese Eingriffe trockneten
allmählich die nassen Wiesen des Hochmoores aus und seine ursprünglichen Pflanzengemeinschaften
wurden auf einige kleine Restflächen zurückgedrängt.
Aber auch nach der Durchführung dieser radikalen Eingriffe konnte die Wiese
nicht landwirtschaftlich genutzt werden, da in ihr einige kleinere vernässte
Flächen erhalten geblieben sind. Die nicht gepflegte Wiese wurde deshalb nach
und nach von Anfluggehölzen, insbesondere Birken, Kiefern, Lärchen, Weiden und
Erlen besiedelt, die gleichfalls zur Rückdrängung der Pflanzengesellschaften
des Hochmoores beitrugen. Bei einer botanischen Erkundung wurden hier trotzdem
noch Überreste der stark gefährdeten Hochmoor-Vegetation mit dem Vorkommen seltener
Moorpflanzen, wie z.B. des Rundblätterigen Sonnentaus (Drosera rotundifolia),
des Waldläusekrautes (Pedicularis sylvatica) und der Spitzblütigen Binse
(Juncus acutiflorus) festgestellt.
III. Realisierung des Projektes
Die Verwaltung des Landschaftschutzgebietes Lausitzer Gebirge
erwog bereits seit längerer Zeit die Möglichkeit einer Rettung der letzten Überreste
des Hochmoores. Da die Naturschutzbehörde des Landkreises Löbau-Zittau gleichfalls
Bedenken wegen des Überlebens der kleinen, auf der deutschen Seite der Landesgrenze
liegenden Restfläche des Hochmoores hatte, bereiteten beide Seiten im Frühjahre
1999 das Projekt einer grenzüberschreitenden Renaturierung des Hochmoores vor.
Die Durchführung des Projektes wurde finanziell von Sächsischen Staatsministerium
für Umwelt und Landwirtschaft unterstützt. Da sich die praktischen Massnahmen
auf tschechisches Gebiet konzentrierten, wurde die Bürgervereinigung "Freunde
des Lausitzer Gebirges" in Jablonné v Podještědí (Deutsch Gabel) mit ihrer Durchführung
beauftragt. Tschechische Firmen führten auch den Grossteil der praktischen Massnahmen
durch. Von deutscher Seite wurde das Projekt vom Sächsischen Forstamt in Löbau
unterstützt, das besonders die zur Entfernung der standortfremden Gehölze notwendigen
Waldpflegemassnahmen durchführte.
IV. Ziele des Projektes
Der Hauptzweck dieses Projektes war die Wiederherstellung des ursprünglichen Wasserhaushaltes des Standortes, der den geschützten Arten der Flora und Fauna die Rückbesiedlung des Hochmoores ermöglichen sollte. Die durchgeführten Eingriffe sollten auch zu einer Hebung des ästhetischen Niveaus dieses Gebietes beitragen.
V. Durchgeführte Massnahmen
Um das Hochmoor in seinen ursprünglichen Zustand zu überführen, müssten alle Eingriffe, die zu seiner Schädigung beitrugen, entfernt werden. Das ist selbstverständlich kaum mehr möglich, und darum wurden solche Massnahmen getroffen, die der Wiese ermöglichen sollen, einen Zustand zu erreichen, der sich ihrem ursprünglichen möglichst nähern sollte. Zur Hebung des Grundwasserspiegels und zur Verzögerung des Wasserabflusses wurden im Frühling 1999 in die Abflusskanäle und das Bachbett des Svitávka-Baches steinerne Gewässersperren eingebaut. Die Angleichung des Wasserspiegels wurde mit Hilfe von Steinschüttungen erreicht. Im Anschluss daran wurden die Sammeldräne zertrennt und so abgeändert, dass dem ankommenden Wasser Möglichkeiten zum Austritt auf die Oberfläche geschaffen wurden. Zur Verzögerung des Wasserabflusses und Wiederherstellung der Grundlagen zu einer Wiederausbreitung der Hochmoorpflanzen wurde im Moor eine Mulde mit einer kleinen Wasserfläche geschaffen. Ausserdem musste auch ein Teil der standortfremden angeflogenen Gehölze (Lärchen und Kiefern) entfernt werden. Durch Anpflanzung von Erlen- und Weidensetzlingen, die aus der nächsten Umgebung gewonnen wurden, wurde eine Entwicklung natürlicher Ufergehölze entlang der Ufer des Svitávka-Baches initiiert. Die ganze Renaturierung des Hochmoores dauerte eineinhalb Monate und kostete etwa achthundert tausend Kč.
VI. Aussichten in die Zukunft
Wer meint, dass man das Hochmoor mit wenigen Massnahmen wieder volständig "reparieren" könne, wird sicher enttäuscht sein. Mit Bagger und Schaufel kann man zwar verhältnismässig schnell die natürlichen Voraussetzungen wiederherstellen, aber die empfidliche Hochmoorvegetation wird sich erst nach einer längeren Zeit einstellen können. Auf dem renaturierten Hochmoor wurden deshalb Flächen zur botanischen Dauerbeobachtung ausgesteckt und ausserdem an einigen Stellen Hydrosonden zur Beobachtung des Grundwasserspiegels eingerichtet. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen werden dann über Massnahmen zur weiteren Pflege und Entwicklung entscheiden. Die Bürgergemeinschaft, die auch die fachliche, den Anforderungen der gefährdeten Moorvergesellschaftungen angepasste Pflege dieser Lokalität (Mähen der Wiesen, Entfernung der standortfremden Gehölze, Erhaltung der Querriegel u. s. w.) übernommen hat, hat das renaturierte Hochmoor gepachtet. Erst die Ergebnisse einer langjährigen Beobachtung der Entwicklung des Pflanzenwelt werden zeigen, in welchem Ausmasse die Renaturierung dieses wertvollen Hochmoores gelungen ist.
Mit dem Projekt der Renaturierung des Lauschemoores können Sie sich auf dem dortigen Naturlehrpfade bekannt machen.
VII. Beschreibung des Lehrpfades
Der Naturlehrpfad ist etwa 700 m lang und führt auf der Wiese um das Moor herum. Sein Anfang und Ende ist an der Betonplattenstrasse, die vom Grenzübergang am Südende von Waltersdorf nach Dolní Svetlá (Niederlichtenwalde) führt. Der Naturlehrpfad hat vier Informationstafeln mit zweisprachigen Texten (tschechisch und deutsch), in denen eingehend die naturwissenschaftliche Bedeutung des Lauschemoores, die Gründe zu seiner Renaturierung und die technische Seite der Erneuerung des Moores erklärt werden. Der Naturlehrpfad ist mit seinen Informationstafeln (rot) auf der folgenden Karte eingezeichnet.
VIII. Projektpartner
Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes Lausitzer Gebirge, CZ-471 25 Jablonné v Podj., Školní 12
Bauaufsicht: Helena Egertová
Naturschutzbehörde des Landkreises Löbau-Zittau, D-02763 Zittau, Hochwaldstrasse 29
Projektleiterin: Dipl.-Biol. Jeanette Graf
Bürgervereinigung "Freunde des Lausitzer Gebirges", CZ-471 25 Jablonné v Podj., Sadová 512
Projektleiter: Ing. Tomáš Besta
Forschungsverein Umweltschutz Zittau e.V., D-02763 Zittau, Theodor-Körner-Allee 16
Mitwirkung: Dipl.-Ing. D. Kirchner
Verarbeitet an Hand von Informationen aus der Verwaltung des CHKO Lužické hory
Die Fotografien wurden bereitwilligst von der Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes Lausitzer Gebirge zur Verfügung gestellt. Zeichnung: Ing. Zbyněk Hýzler.