Míšeňský důl
(Meisengrund, Meissnergrund)

Das Tal Míšeňský důl (Meisengrund, Meissnergrund) ist ein breites, dicht bewaldetes Tal eines linksseitigen Zuflusses des Lesenský potok (Goldflössel) zwischen der Ruine des Tolštejn (Tollenstein) und den Jelení kameny (Hirschensteine). Das Tal ist benannt nach den Bergleuten aus Meissen, die in der Mitte des 16. Jahrhundert Georg v. Schleinitz hierherrief; es wird aber manchmal auch Sýkoří důl (= Meisengrund) genannt. Dieses romantische und von Sagen umwobene Tal wurde im 17. und 18. Jahrhundert als reicher Fundort von Edelsteinen bezeichnet, zu deren Abbau Leute angeblich sogar aus dem fernen Italien ("Welsche", "Walen") herreisten. Der gelehrte Jesuit Bohuslav Balbin schrieb bereits 1679, dass unterhalb des Schlosses Tolštejn eine Quelle hervorquillt, aus der das sprudelnde Wasser auch Goldkörner herausbefördert, und als besonders reichen Fundort bezeichnete er gerade dieses Tal. In einen ähnlichen Tone schrieben über dieses Tal auch die späteren Heimatschriftsteller, während umgekehrt der Chronist Hockauf in Rumburk der Ansicht war, dass diese Gerüchte dazu bestimmt waren, neue Ansiedler in die verlassenen Waldtäler anzulocken. Das aus diesem Meissnergrunde fliessende Bächlein wurde wahrscheinlich auf Grund dieser Sagen früher Zlatý potok (Goldflössel) genannt.

Bergbau, dessen Überreste sich in diesem Tale erhalten haben, ist von Geheimnissen umwoben. Aus dem Schweigen der Geschichtsurkunden wird manchmal geschlossen, dass hier vielleicht die Herren v. Schleinitz bereits am Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts Bergbau betrieben haben, es ist aber eher wahrscheinlich, dass es sich dabei lediglich um Mutungs- und Erkundungsarbeiten aus der Zeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts handelte, die ohne Erfolg blieben und man sie deshalb verlassen hat. Einer dieser Stollen war im nördlichen Teile des Tales unterhalb des Tolštejn angelegt worden dort, wo in der Böschung des Weges heute noch ein langgestreckter tiefer Einschnitt zu sehen ist; ein zweiter Stollen liegt am Nordhange des Jelení kameny (Hirschensteine) in der Waldabteilung Zlaté doly (Goldgruben). Diese Stollen waren es wahrscheinlich, die den Anstoss zur Entstehung der Gerüchte über Schätze und einen unterirdischen Gang aus der Burg Tolštejn (Tollenstein) gaben.
Im Oktober 1886 besuchten deshalb einige Bürger von Varnsdorf einen dieser Stollen und drangen bis zu seinem Ende in einer Entfernung von 23 m vom Mundloch vor; dabei fanden sie in der zweiten Hälfte des Stollens eine einige Meter tiefe Abteufung, die von alten Holzstämmen zugedeckt war. Noch nach 1920 gelang es einigen Wagehälsen erneut in den Stollen einzudringen, dann aber wurde er zugeschüttet, um einem eventuellen Unglücke vorzubeugen. Noch später wurde wahrscheinlich der Stollen erneut geöffnet, da noch im Zweiten Weltkriege die Forstverwaltung den Befehl geben musste, dass im Meissnergrunde einige Stollen zuzuschütten sein.
Ausser diesen Stollen gibt es im Tale einige alte Sandsteinbrüche, in denen um 1845 unter anderem angeblich auch Blöcke zum Bau der Eisenbahnbrücken im sächsischen Kunnersdorf gebrochen wurden.

Die Waldabteilung Zlaté doly (Goldgruben) soll früher sehr romantisch gewesen sein. Vom bewaldeten Hange der Jelení kameny (Hirschensteine) fliessen hier einige kleine Bächlein, von denen eines an einem Felsüberhang sogar einen kleinen Wasserfall bildet. Ein anderes, östlich von ihm gelegenes Bächlein entspringt in einem kurzen Einschnitt, der höchstwahrscheinlich das verschüttete Mundloch des weiter oben unter No. 2 angeführten Stollens darstellt. Im Dickicht unweit von ihm ist ein etwa 1,5 m hoher Felsblock aus dunklem Sandstein mit einer Menge von eingemeisselten Zeichen, Jahreszahlen, Monogrammen, Schlägel und Eisen, und einer verzierten Inschrift: "Invincible Maitre de la Vendifon Uriano 6.4.1827" (aus dem französischen = unübertrefflicher Meister des Wildbrets ?), die vielleicht an einen Küchenmeister erinnert, der sich durch die Zubereitung des erbeuteten Wildbrets ausgezeichnet haben sollte.

Im südöstlichen Teil dieses Tales, fast im Sichtfeld der Hauptstrasse steht am Wegrande das Liechtensteindenkmal aus Sandstein. Auf seiner Stirnseite sind die Initialen F. J. L. und die Jahreszahlen 1858-1908 eingemeisselt, die an die ein halbes Jahrhundert dauernde Regierung des letzten der hiesigen Herren v. Liechtenstein Johanns erinnern sollen.
Auf der südlichen Seite des Tals führt eine Forststraße den Hang hinauf, von der die ehemalige Prager Straße zum Konopáč (Hanfkuchen) abzweigt. An dieser Kreuzung steht ein etwa 2 m hoher steinerner Grenzstein aus dem 19. Jahrhundert, der die Grenzen der Forstabteilungen VIII und IX markierte. Der Grenzstein stand früher auf der anderen Straßenseite, von wo er 2010 gestohlen wurde. Er wurde jedoch 5 Jahre später wiedergefunden und am 21. September 2016 an die Kreuzung zurückgebracht. Ein weiteres Walddenkmal ist direkt unterhalb des Konopáč erhalten geblieben.
Etwa 300 m östlich der Kreuzung zweigt eine Holzbrücke von der Straße ab und führt zu einem kurzen, mit Basaltsteinen gepflasterten Weg, der an einem großen nadelförmigen Stein endet. Eine Gedenktafel erinnert an den Forstingenieur Bohumír Mečíř, der hier am 30. November 1986 bei der Jagd ums Leben kam.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn und Björn Ehrlich, März 2022.